Personen | Projekttitel |
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Boris Belge | Umschlagorte. Eine russische Wirtschafts- und Sozialgeschichte von Häfen und Märkten vom 17. bis ins 19. Jahrhundert. |
Charlotte Henze | Russia’s Imperial Border in Finland, 1701-1815 |
Alexis Hofmeister | Selbst Geschichte schreiben. Jüdische autobiographische Praxis in den Imperien des östlichen Europa |
Botakoz Kassymbekova | Extraordinary lives in Ordinary Times. Ageing after Lenin and Stalin in the Soviet Union |
Barbara Martin | Finding Faith in an Atheist Land: Russian Orthodox Intelligentsia and the Late Soviet National-Religious Revival |
Olha Martynyuk | |
Olena Palko | Red Tower of Babel: Soviet minorities experiment in interwar Ukraine |
Nachname | Vorname | Projekttitel | Betreuung | Abschlussjahr |
Baumann | Fabian | Imperium, Nation und Familie: Die Kiever Familien Šul'gin/Šul'hyn und die Entstehung des russisch-ukrainischen Gegensatzes | Schenk, F. Benjamin | 2020 |
Cordin | Carla | Anatolij F. Koni (1844-1927): Zwischen Recht, Macht und Volk. Die autobiographische Praxis eines liberalen Juristen im späten Zarenreich und früher Sowjetunion | Schenk, F. Benjamin | 2017 |
Elias | Laura | Der ethnographisch-anthropologische Blick: Photographie und die visuelle Erforschung Zentralasiens im Russländischen Imperium | Schenk, F. Benjamin | 2020 |
Fehrenbach | Lenka | Industrielle Bilder. Die Repräsentation der Industrialisierung in den fotografischen Bilderwelten des Zarenreichs | Schenk, F. Benjamin | 2017 |
Freiermuth-Samardžić | Nadine | Mediale Kriegsikonographien. Der Bosnienkrieg 1992-1995 in Pressefotografien deutscher, österreichischer und schweizerischer Printmedien | Schenk, F. Benjamin | 2019 |
Hasselmann | Anne | Wie der Krieg ins Museum kam. Die Gestaltung der Einnerung in den sowjetischen Museen Moskau, Minsk und Tscheljabinsk | Schenk, F. Benjamin | 2019 |
Hoenig | Bianca | Eine mitteleuropäische Landschaft: Die Tatra als umstrittener Naturraum und grenzüberschreitendes Nationalsymbol | Schenk, F. Benjamin | 2016 |
Jeske | Martin | Ein Imperium wird vermessen: Kartographie, Wissenstransfer und Raumerschliessung im Zarenreich (1797-1919) | Schenk, F. Benjamin | 2020 |
Mayoraz | Sandrine | Die jüdischen Arbeiterunruhen in den nordwestlichen Gouvernements des Ansiedlungsrayons von 1881 bis 1907 | Schenk, F. Benjamin | 2018 |
Mijnssen | Ivo | Das Gedächtnis der Heldenstadt: Die Nachkriegsgeneration zwischen Alltag, Privileg und Pflicht | Schenk, F. Benjamin | 2015 |
Wespe | Aglaia | Gender Images. Alltag und Geschlecht in Leningrader Dokumentarfilmen | Haumann, Heiko | 2013 |
Personen | Projekttitel |
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Frithjof Benjamin Schenk Maurus Reinkowski Robert Luft Martin Aust |
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Frithjof Benjamin Schenk Laura Elias Lenka Fehrenbach | |
Barbara Martin | SNF-Ambizione Projekt: Finding Faith in an Atheist Land: Russian Orthodox Intelligentsia and the Late Soviet National-Religious Revival |
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Es ist ein besonderes Glück, dass eine so umfangreiche Postkartensammlung wie die der russischen Familie Radzievsky den Weg in den Besitz des Lehrstuhls für Osteuropäische Geschichte der Universität Basel gefunden hat.
Vera Radzievska suchte und kaufte die alten Postkarten über viele Jahre hinweg auf unterschiedlichen Moskauer Flohmärkten. Zusammen mit ihrem in Paris lebenden Sohn, Pavel Radzievsky, hegte sie ein reges Interesse an alten Büchern und historischen Gegenständen. Die Postkartenraritäten, so ihr gemeinsamer langjähriger Wunsch, sollten einst die Grundlage für eine Ausstellung bilden. Pavel Radzievsky war vermutlich Anfang der 1980er Jahre aus Moskau nach Frankreich emigriert und liess sich in Paris als Antiquar nieder. Er kaufte Bücher von russischen Emigranten auf, zum Teil Erstausgaben und Raritäten, die im Exil in Berlin, Prag oder Paris erschienen waren. Gleichzeitig versorgte ihn seine Mutter regelmässig mit antiquarischen Buchlieferungen aus Russland. Hierüber entstand schliesslich die enge Verbindung der Radzievskys zur Basler Universitätsbibliothek: Erstmals trat der Antiquar im Jahre 1986 aufgrund der weit über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannten Sammlung des Basler Theologen Fritz Lieb an die Universitätsbibliothek heran und bot ihr in Ergänzung zum Basler Marina Zwetajewa-Archiv drei Erstausgaben mit Autographen der Autorin an. In den darauffolgenden Jahren kam es immer wieder zu wertvollen Bücherankäufen durch die Bibliothek. Nach Pavels frühem Tod Mitte der 1990er Jahre war es seine mittlerweile aus Russland emigrierte Mutter, die die Reisen nach Basel unternahm. Anlässlich ihres letzten Besuchs 1998/99 schenkte sie Dr. Helena Kanyar-Becker, die als Fachreferentin für Slavistik in der Universitätsbibliothek über Jahrzehnte für die Aufkäufe der antiquarischen Bücher zuständig war, ihre wertvolle Postkartensammlung, in der Hoffnung, dass sie einmal Gegenstand einer Ausstellung werden würde.
Frau Kanyar-Becker gab diese Sammlung von insgesamt 409 Einzelstücken an den Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte weiter. Vom 12. Dezember 2009 bis zum 26. März 2010 wurde die Ausstellung „Liebe Grüsse aus Moskau. Eine Postkarten-Reise ins Zarenreich“ dann schliesslich innerhalb der Räume der Universitätsbibliothek Basel realisiert. Sie wurde unter der Leitung Professor Heiko Haumanns und dem damals als Kuratoren fungierenden Assistenten Jörn Happel unter Mitarbeit von Lehrstuhlmitgliedern und einigen Studierenden erarbeitet. Der Erfolg der Ausstellung war so groß, dass sie daraufhin auf Wanderschaft ging und ebenfalls in Astano (Tessin) und in Kiel gezeigt wurde.
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Am 9. April 2017 wurde zum ersten Mal überhaupt eine Kooperations-Veranstaltung der Lehrstühle für Osteuropäische Geschichte der Universitäten Basel, Bern und Zürich durchgeführt. Anlässlich des 100. Jahrestages der Abfahrt des sogenannten „Lenin-Zuges“ von Zürich nach Petrograd wurde am 9. April 2017 in Zürich in verschiedenen Formaten ein öffentlicher Dialog über Geschichte geführt.
Interessierte Personen waren eingeladen, an den Kurzvorträgen der LehrstuhlinhaberInnen teilzunehmen und sich in der anschliessenden Diskussionsrunde einzubringen. Das Publikum interessierte besonders die Frage, wie die Geschichte in Russland und Europa verlaufen wäre, wenn Lenin am 9. April 1917 nicht in Zürich den Zug nach Petrograd bestiegen hätte. Des Weiteren fand ein ebenfalls sehr gut besuchtes Podiumsgespräch mit renommierten Historikern aus Russland und Deutschland statt, an dem über aktuelle geschichtspolitische Fragen und die Bedeutung der Russischen Revolution gesprochen wurde. Die Gespräche rückten die Aktualität von historischen Fragen in den Fokus. Unter anderem wurde über die ambivalente Bedeutung der Russischen Revolution zwischen Apokalypse und Utopie diskutiert. Ein Ensemble des Berner StudentInnen Theaters inszenierte im Landesmuseum eindrücklich Zeitdokumente wie Erinnerungstexte von Mitreisenden und verschiedene literarische Verarbeitungen der Zugfahrt. An den Veranstaltungen, die in den Räumlichkeiten des Landesmuseums stattfanden, nahmen insgesamt über 450 Personen teil.
Den Höhepunkt des Tages bildete die Uraufführung des Stücks „Zürich – Petrograd einfach“ des Ensembles Thorgevsky & Wiener. Die Darbietung fand in einem historischen Zug statt, der die Schweizer Strecke (Zürich-Schaffhausen) von Lenins Reise abfuhr. Für eine knappe Stunde war der Zürcher Hauptbahnhof eingenommen vom Geist der Revolution: Nicht nur die Anzeigetafel verwies auf den Extrazug, PassagierInnen und PassantInnen wurden auch per Lautsprecher-Durchsage darauf aufmerksam gemacht. Bereits um 15.05 Uhr konnten die über 300 versammelten Mitreisenden sowie zahlreiche weitere Interessierte auf Perron 8 einer „Rede Lenins“ beiwohnen – im Hintergrund die Dampflokomotive mit Jahrgang 1904 inklusive historischem Rollmaterial. Um 15.29 schliesslich setzte sich der Zug in Bewegung – 100 Jahre nach der Abfahrt des Zuges mit den RevolutionärInnen an Bord.
Im restlos ausverkauften Zug durften die Passagiere einer einzigartigen Inszenierung der Zugfahrt und ihrer Folgen beiwohnen. Das Theaterstück trug seinen Teil zum multiperspektivischen Veranstaltungstag bei, an dem eine breite Palette an unterschiedlichen Sichtweisen auf die historischen Gegebenheiten Platz fand.
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Fritz Platten ist eine der umstrittensten politischen Figuren der Schweizer Geschichte im 20. Jahrhundert. Für die einen ist er ein legendärer Schweizer Kommunist und ein Brückenbauer zwischen Ost und West. Andere sehen in ihm einen verblendeten Anhänger Lenins und Stalins, der in der Schweiz zurecht weitgehend in Vergessenheit geriet. – Wer aber war Fritz Platten und wie lassen sich die unterschiedlichen Interpretationen seiner Person erklären? Diesen Fragen widmete sich die Ausstellung „Auf der Suche nach Fritz Platten“, die von Oktober 2021 bis Februar 2022 in der Universitätsbibliothek Basel zu sehen war.
Kooperationsprojekt mit der Online-Plattform dekoder.org und der Forschungsstelle Osteuropa der Universität Bremen
Das Ziel des Projekts war der Aufbau einer innovativen digitalen Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Osteuropaforschung und Journalismus, die auch als Vorbild für andere gesellschaftlich relevante Themen diesen soll. Dafür wurden neue wissenschaftsbasierte Online-Formate entwickelt, Netzwerkstrukturen zwischen Wissenschaft und Medien auf- bzw. ausgebaut und die mediale Vermittlungskompetenz von Studierenden gefördert.
In den drei Semestern (FS 20, HS 20 und FS 21) haben wir am Profilbereich Osteuropa gemeinsam mit Studierenden, Journalist*innen und Kolleg*innen anderer Schweizer Universitäten diskutiert, in welchen Formaten wissenschaftsbasierter „Content“ heute mediengerecht vermittelt werden kann.
Den Auftakt bildete im Frühjahrsemester 2020 ein Forschungsseminar von Prof. F. Benjamin Schenk zum Thema „Imperium, Geschichtspolitik und Erinnerungsorte im heutigen Russland“. Das Seminar war verknüpft mit dem Methodenworkshop (Übung) von Dr. Leonid Klimov „Von der Wissenschaft zum Online-Dossier. Historische Area Studies im Internetzeitalter 2.0“.
Ziel der beiden Lehrveranstaltungen war die gemeinsame Erarbeitung eines Konzepts für ein Dossier bzw. „multimediales Special“ zum Thema „Imperium, Geschichtspolitik und Erinnerungsorte im heutigen Russland“ auf der Plattform dekoder.org. Für die kommenden Semester sind weitere projektbezogene Lehrveranstaltungen und Aktivitäten am Profilbereich Osteuropa geplant.
Das Projekt wurde in Kooperation mit der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen und dem Online-Medium dekoder.org durchgeführt. Finanziell unterstützt wurde das Vorhaben von der Stiftung für Medienvielfalt (Basel) und der Volkswagen Stiftung (Hannover).
Als Ergebnis des Projekts ist die Webseite "Rund um den Kreml" entstanden und ist Teil der 'Specials' von dekoder.org. Der virtuelle Reiserführer entschlüsselt Geschichtspolitik im städtischen Raum und beantwortet Fragen wie: Wie wird in Russland mit Geschichte Politik gemacht? Welche Orte und Themen spielen dabei eine Rolle? Und welche Botschaften werden transportiert?
Mit den Briefen von Alfred Gysin an seine Familie in Liestal liegt ein unveröffentlichtes Quellenkorpus vor, das sich bislang in Privatbesitz befand und eine einmalige Perspektive auf die Lebenswelt des Donbas im späten Zarenreich ermöglicht. Unter der Leitung von Prof. Dr. Frithjof Benjamin Schenk transkribierten Studierende das Briefmaterial und bereiteten es für eine wissenschaftliche Edition vor. Ausgehend von den Wahrnehmungs- und Ordnungskategorien des jungen Schweizer Auswanderers erarbeiteten sie thematische Essays, in denen die Briefe in einen grösseren historischen Kontext eingeordnet wurden.
Alfred Gysin wurde am 1. April 1883 als zweitältestes Kind von Alfred und Sophie Gysin-Brodbeck in Liestal geboren. Als ausgebildeter Primarlehrer und Student der Universität Basel machte sich Alfred Gysin im Jahr 1906 auf den Weg von Basel nach Ekaterinoslav im Gebiet der heutigen Ukraine, um als Hauslehrer bei einer Fabrikantenfamilie zu unterrichten. Während seines Aufenthalts lernte er die russische Sprache, musizierte in verschiedenen Orchestern und träumte davon, einen landwirtschaftlichen Betrieb in Südrussland aufzubauen. Nach knapp einem Jahr kehrte er in die Schweiz zurück, wo er das Mittelschullehrerdiplom erwarb und als Lehrer zuerst im Kanton Schaffhausen und später an der damaligen Mädchensekundarschule in Basel unterrichtete. – Alfred Gysin schrieb während seines Aufenthalts in Russland regelmässig Briefe an seine Familie. Seine Äusserungen zeugen von seiner differenzierten Beobachtung der politischen Situation in Russland um 1906/07 sowie der multikonfessionell und polyethisch geprägten Industrieregion des Donbas. Auffallend oft thematisiert der bekennende Abstinenzler Alfred Gysin den Alkoholkonsum der Menschen in seiner Umgebung. Die Abstinenzbewegung in der Schweiz und Russland ist eines der Themen, das Studierende im Rahmen des Editionsprojekts historisch beleuchtet haben. Weitere Essays befassen sich mit der Geschichte des Donbas im frühen 20. Jahrhundert, der Berichterstattung über Russland in Schweizer Zeitungen, der Emigration von Schweizer LehrerInnen ins Zarenreich und der Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland um die Jahrhundertwende.
Projektleitung: F. Benjamin Schenk, Angela Boller, Anne Hasselmann
Lehrveranstaltung im Rahmen des Projekts: «Briefe aus Russland. Selbstzeugnisse eines Schweizer Auswanderers aus dem frühen 20. Jahrhundert» (FS 2018)
Beteiligte Studierende: Meret Dräyer, Julia Eberle, Oriana Fasciati, Lena Friedrich, Jonas Hinck, Sara Jevtic, A. Cristina Münch, Jorian Pawlowsky, Magdalena Polivka, Melina Schellenberg, Claire M. Schneemann, Jael Sigrist, Oliver Sterchi, Maria Stikhina, Luca Thoma, Marcel Zimmermann
Öffentliche Präsentation des Forschungsvorhabens: «Uni am Markt», u.a. am 26. September 2018 auf dem Wochenmarkt in Liestal.
Als Ergebnis des studentischen Editionsprojekts ist das Buch "Russland von ferne oder aus der Nähe ansehen ist immer noch zweierlei" entstanden. Es wurde beim Christoph Merian Verlag im Mai 2021 veröffentlicht. Im November 2021 fand im Rahmen des internationalen Literaturfestivals 'BuchBasel' eine Lesung mit dem Herausgeber Prof. Dr. F. Benjamin Schenk statt. Die Publikation wurde zudem von der Stiftung Buchkunst im Wettbewerb um die schönsten Bücher 2021 mit einer Silbermedaille ausgezeichnet!