Was ist Geschichte?
Die Geschichtswissenschaft untersucht Ereignisse, Prozesse und Strukturen in der Vergangenheit anhand von Fragen aus der Gegenwart. Ihre Deutung des Vergangenen gewinnt sie aus der Analyse und Interpretation von Quellen und in Auseinandersetzung mit der bestehenden Forschung. Sie rekonstruiert die Historizität gesellschaftlicher und kultureller Phänomene und schafft so ein Bewusstsein für Handlungsspielräume und für die Gestaltbarkeit von Gegenwart und Zukunft. Dabei geht es nicht darum, einen abschliessenden Kanon von Wissensbeständen zu schaffen, sondern immer neue Fragen an die Vergangenheit zu stellen und sie in Auseinandersetzung mit bestehendem Wissen zu bearbeiten. Die Fragestellungen und Vorgehensweisen von Historikerinnen und Historikern enthalten immer auch theoretische Annahmen über die Funktionsweisen menschlicher Gesellschaften und Kulturen. Ein Geschichtsstudium setzt deshalb auch die Bereitschaft voraus, sich mit der Vielfalt von Theorien und Methoden kritisch auseinanderzusetzen.
Die Geschichtswissenschaft an der Universität Basel versteht sich als ebenso kultur- wie sozialwissenschaftliche Disziplin. In kulturwissenschaftlicher Perspektive beschäftigt sie sich mit historisch spezifischen Wahrnehmungen und Deutungen der Welt und daraus gewonnenen Handlungsorientierungen. In sozialwissenschaftlicher Hinsicht untersucht sie Lebenslagen, Sozialformen und politische Organisationen mit einer besonderen Aufmerksamkeit für Machtverhältnisse. Kultur wird verstanden als ständig im Wandel begriffene Weise der Gestaltung von Lebenszusammenhängen, deren Spielräume umgekehrt von kulturellen, sozialen, politischen und ökonomischen Strukturen bestimmt werden. Mit dieser Verschränkung von kultur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen leistet die Basler Geschichtswissenschaft auch einen Beitrag zur Erkenntnis der Gegenwartsgesellschaft, indem sie Prozesse und Bedingungen von Kontinuität und Diskontinuität untersucht und theoretisch reflektiert.