Wissenschaftliches Zitieren

Grundsätzlich muss jede Aussage, die über allgemeines geschichtswissenschaftliches Hintergrundwissen hinausgeht, mit Anmerkungen (Fussnoten) belegt werden. Dabei handelt es sich um Verweise, die anzeigen, aus welchem Text eine Aussage zitiert oder paraphrasiert wurde. Beim Zitat handelt es sich um die wörtliche Übernahme einer Textpassage, während die Paraphrase die inhaltliche Übernahme einer Aussage bezeichnet, die in eigenen Worten wiedergegeben wird. Wenn nicht nachgewiesen wird, woher die Angabe stammt, liegt ein Plagiat vor, das rechtlich geahndet werden kann.

Anmerkungen – meistens Fussnoten - dienen dem Nachweis von wortgetreu oder referierend wiedergegebenen Quellen und Werken aus der Literatur. Der Text sollte ohne Anmerkungen verstehbar und mittels der Anmerkungen überprüfbar sein. Ausserdem können in Anmerkungen auch in begrenztem Mass aus dem Text herausführende, weiterführende Überlegungen oder Erklärungen angeführt werden. Im Prinzip gilt: Die Angaben sind innerhalb der Arbeit formal einheitlich sowie vollständig und eindeutig, damit sie für die Leserinnen und Leser immer nachvollziehbar sind. Die empfohlenen Zitierformate geben detaillierte Auskunft über die formalen Konventionen, die beim Setzen und Formulieren von Fussnoten eingehalten werden müssen.

Funktionen von Anmerkungen:

  • Verweis auf benützte Quellen
  • Verweis auf wortgetreu zitierte oder paraphrasierte Literatur
  • Verweis auf Literatur, aus der Anregungen übernommen werden oder auf die man sich im Abschnitt stützt
  • Hinweise auf weiterführende Literatur
  • Quellenkritische Anmerkungen, die nicht zwingend in den Text gehören
  • Zusätzliche Informationen zu Personen und Fakten
  • Zusätzliche Quellenbelege
  • Allenfalls nötige Übersetzungen aus fremdsprachigen Texten
  • Hinweise auf Forschungskontroversen, auf Fehler oder Missdeutungen in der bestehenden Forschungsliteratur

Wörtliche Zitate können entweder eine Textpassage wiedergeben, die im Fliesstext kritisch gedeutet wird, oder ein Argument unterstützen, das im Fliesstext entwickelt wird. Sie können nicht einfach für sich sprechen, sondern müssen reflektiert und kommentiert werden. Wortgetreue Zitate aus Quellen dienen der Erzeugung von Evidenz für die eigene Argumentation. Sie müssen in den Argumentationsgang passen und allenfalls von quellenkritischen Erläuterungen begleitet sein. Richtig eingesetzte Zitate verleihen einem Text auch Anschaulichkeit. Literaturzitate sind dann sinnvoll, wenn sich der Verfasser einer schriftlichen Arbeit mit einer Aussage des zitierten Werkes beschäftigt, diese übernimmt oder kritisiert oder wenn es sich um eine besonders prägnante Formulierung handelt. Es soll nicht wahllos, sondern gezielt zitiert werden.

Beim Zitateinsatz müssen folgende formale Punkte beachtet werden:

Übereinstimmung mit dem Original

Das Zitat muss identisch mit dem Original sein. Wenn das Zitat in einen Satz eingebaut wird und sich dadurch grammatikalische Veränderungen (Kasus, Konjunktiv etc.) ergeben, müssen diese gekennzeichnet werden. Eine Auslassung wird durch [...] angezeigt, eine Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. In eckige Klammern werden zudem Erläuterungen für das unmittelbare Textverständnis gesetzt, die erforderlich sind, weil das Zitat aus dem Kontext herausgeschnitten wurde. Bei der Verwendung eines Pronomens wird beispielsweise der Bezug angegeben: „Sie [= die Venezianer] schlossen daher einen Friedensvertrag mit der französischen Krone.“

Beispiel 1:

Jacob Burckhardt vertrat folgende Auffassung über die Besiedlung des Gebiets des historischen Griechenlands durch die Griechen:

Das hochbegabte Volk welches wir die Griechen nennen betrat den Boden, der ihm gehören sollte, vielleicht sehr allmälig, in Gestalt einer Vielheit von Stämmen, ähnlich wie Slaven, Germanen, Kelten, Keltiberer und Italier, nur auf noch engerm Raum als diese.¹

¹ Burckhardt, Jacob: Griechische Culturgeschichte, Bd. 1 (Jacob Burckhardt Werke 19), München 2002, S. 5.

Beispiel 2:

Jacob Burckhardt vertrat in der „Griechischen Culturgeschichte“ die Auffassung, dass die Griechen „vielleicht sehr allmälig, in Gestalt einer Vielheit von Stämmen, ähnlich wie Slaven, Germanen, Kelten, Keltiberer und Italier, nur auf noch engerm Raum als diese“ das Gebiet des historischen Griechenlands betreten hätten.¹

¹ Burckhardt, Jacob: Griechische Culturgeschichte, Bd. 1 (Jacob Burckhardt Werke 19), München 2002, S. 5.

Beispiel 3:

Jacob Burckhardt wollte sich in seiner „Griechischen Culturgeschichte“ nicht von Beginn weg darauf festlegen, welche Bewohner bereits auf dem Gebiet des historischen Griechenlands ansässig gewesen waren: „Was für Bewohner sie [die griechischen Stämme] antrafen, werden wir vielleicht genauer durch die Erforschung der prähistorischen Denkmäler erfahren.“¹

¹ Burckhardt, Jacob: Griechische Culturgeschichte, Bd. 1 (Jacob Burckhardt Werke 19), München 2002, S. 5.

Beispiel 4:

Jacob Burckhardt kündigte in seiner „Griechischen Culturgeschichte“ an, dass „prähistorische[n] Denkmäler“ über die Bewohner Auskunft geben könnten, die vor den griechischen Stämmen das Gebiet des historischen Griechenlands bewohnt hätten.¹

¹ Burckhardt, Jacob: Griechische Culturgeschichte, Bd. 1 (Jacob Burckhardt Werke 19), München 2002, S. 5.

Kontexttreue

Zitate müssen kontexttreu wiedergegeben werden. Wird ihr Kontext entstellt, kann es sein, dass der Sinn eines Zitats in das Gegenteil verkehrt wird.

Kennzeichnung

Alle wörtlichen Zitate (auch wenn es sich nur um besondere Begriffe handelt) müssen mit Anführungs- und Schlusszeichen gekennzeichnet werden. Zitate, die mehr als einen Satz (alternativ: drei Zeilen) umfassen, sollten im Text durch Absatz und Einrückung, eventuell auch durch eine kleinere Schriftgrösse vom Haupttext abgehoben werden. In diesem Fall kann auf die Anführungszeichen verzichtet werden.

Druckfehler

Druckfehler (auch falsch gesetzte oder fehlende Satzzeichen) des Originals werden im Zitat übernommen. Damit deutlich wird, dass es sich dabei nicht um die eigene Nachlässigkeit, sondern eine buchstabengetreue Wiedergabe des Originals handelt, wird hinter dem Fehler ein [sic] – dies bedeutet: so steht es im Original - in Klammer vermerkt. Alternativ dazu kann auch ein Ausrufezeichen in Klammern [!] gesetzt werden. Ein sic-Vermerk kann auch dann gemacht werden, wenn nach Meinung der zitierenden Autorin im Original ein inhaltlicher Fehler oder mangelnde Präzision vorliegt.

Satz- und Anführungszeichen

Werden Sätze vollständig zitiert, gehört das abschliessende Satzzeichen zum Zitat und gehört vor das Schlusszeichen. Werden nur Teile eines Satzes zitiert, steht das abschliessende Satzzeichen nach dem Schlusszeichen. Die einzige Ausnahme von der Regel, das Original bis zum letzten Satzzeichen und Druckfehler im Zitat identisch wiederzugeben, bilden die Anführungszeichen: Doppelte Anführungsstriche im Original werden im Zitat, das bereits durch doppelte Anführungszeichen eingerahmt ist, durch einfache Anführungszeichen ersetzt.

Originalsprache

Alle Quellen müssen in ihrer Originalsprache zitiert werden. Zu den Fremdsprachen, deren Kenntnisse bei einer geschichtswissenschaftlichen deutschsprachigen Leserschaft vorausgesetzt werden können, zählen Englisch und Französisch. Quellen in anderer Sprache werden mit einer Übersetzung versehen, die meist in der Fussnote platziert wird. Die Benutzung vorhandener Übersetzungen ist mit entsprechender Angabe ("Übersetzung nach " und Zitat) empfohlen.

Sekundärzitate

Es kommt vor, dass Zitate in der Literatur gefunden werden und das betreffende Originaldokument schwer zugänglichen ist. Wenn es notwendig ist, dieses Zitat in der eigenen Arbeit zu zitieren, muss in der Anmerkung der Zusatz „zitiert nach“ beigefügt werden.

Übernommene Zitate gelten als kritisch, da die Autorin bzw. der Autor nicht selbst die Authentizität und Richtigkeit des Zitats garantieren kann. Deshalb wann immer möglich das Original heranziehen!

Beispiel:

Ernst Bassermann: Aus der Jugendzeit. Lebens-Erinnerungen, Mannheim 1913, S. 166 f. Zitiert nach: Gunilla Budde: Auf dem Weg ins Bürgerleben, Göttingen 1994, S. 91.

In der Geschichtswissenschaft gibt es verschiedene Zitierformate, um auf die Fachliteratur zu verweisen, die bei der eigenen Forschungsarbeit verwendet wurde. Entscheidend ist dabei erstens, dass ein einheitliches System angewendet wird und zweitens, dass die nachgewiesene Literatur damit effektiv auffindbar ist.

Fachliteratur und Quellen erhalten je ein eigenes Verzeichnis. In beiden Verzeichnissen werden die Publikationen bzw. Quellendokumente alphabetisch nach Autorin bzw. Autor sortiert.

Auch in Text-Anmerkungen (z. B. Fussnoten) werden die Zitierformate angewendet. Wenn der gleiche Titel mehr als einmal zitiert wird, wechselt das Format.

Zitierregeln gelten nicht nur für schriftliche Arbeiten, sondern für alle Formate, in denen Literatur zitiert wird wie z. B. Handouts, Thesenpapiere oder Powerpoint-Präsentationen. 

Das Departement Geschichte schlägt vor, sich am Zitierstil von infoclio.ch zu orientieren. Dieser lässt sich nicht nur auf Literatur- und Archivdokumente anwenden, sondern bezieht auch Bilder, Interviews, Tondokumente, Webseiten, Blogs und weitere Dokumententypen mit ein. Er bietet zudem kohärente Lösungen im Umgang mit digitalen Dokumenten.

Die verschiedenen Zitierformate und dazugehörige Beispiele sind hier zu finden.

Der Grund, weshalb wir Aussagen aus der Forschungsliteratur vorzugsweise paraphrasieren und nicht zitieren, liegt darin, dass wir mit der Paraphrase die Gedanken des paraphrasierten Autors in unsere Argumentations- und Darstellungslinie aufnehmen und dementsprechend in unseren Worten wiedergeben. Im Prozess des Um- und Neuformulierens findet auch ein Denkprozess statt, der durch einfaches Abschreiben nicht angestossen würde. Für die Paraphrasen gilt wie für die Zitate: Sie sollten nur eingesetzt werden, wenn es die eigene Argumentation verlangt.

Wie das Zitat muss auch die Paraphrase den Text inhaltsgetreu wiedergeben. Darüber hinaus darf der stilistische Duktus des Originals nicht verändert werden. In einer korrekten Paraphrase werden nur jene Wörter aus dem Original wörtlich übernommen, die für eine präzise Wiedergabe als unabdingbar eingeschätzt werden. Die „plagiierende“ Paraphrase ruht sich hingegen auf dem Originaltext aus; sie übernimmt Formulierungen auch dort wörtlich, wo ohne Sinnentstellung eine alternative Fassung möglich wäre.

Beispiel Paraphrase

Original

Auf der Suche nach den tieferen Wurzeln für die Ablehnung der Revolution und des nachrevolutionären Staates durch das Papsttum könnte es hilfreich sein, einen weiteren Punkt aus der langen Liste päpstlicher Klagen in den Blick zu nehmen: den Sturz der Monarchie. Dass die Päpste diesen Vorgang verurteilten, kann nicht verwundern. Schliesslich galt in Rom von alters her die Monarchie als die beste Regierungsform. Dies hat zweifellos auch theologische Gründe. Von grösster Bedeutung dürfte dabei jedoch sein, dass das Papsttum selbst eine Monarchie darstellt, und dies in doppelter Hinsicht: Die Verfassung der Weltkirche ist auf eine Spitze, das Papsttum, ausgerichtet und damit monarchisch, die politische Struktur des Kirchenstaates war es ebenfalls. Auch hier spielten also die beiden Seelen in der Brust des Papstes eine Rolle, die beiden Grössen, deren Interessen er zu wahren hatte: die Weltkirche, der er als spirituelles Oberhaupt vorsteht, und der Kirchenstaat, dessen Herrscher er ist.

Korrekte Paraphrase

Birgit Emich betont, dass das Papsttum nicht zuletzt deshalb die Revolution und den nachrevolutionären Staat ablehnte, weil es den Sturz der Monarchie verurteilte, die in der römischen Tradition generell als beste Regierungsform dargestellt wurde. Zudem sei zu bedenken, dass das Papsttum selbst eine – überdies gedoppelte – Monarchie gewesen sei und der Papst in seiner Doppelrolle als spirituelles Oberhaupt der Weltkirche und Herrscher des politischen Kirchenstaates die neuen politischen Formen verurteilt habe.¹

¹ Emich, Birgit: Papsttum und Staatsgewalt. Roms langer Weg in die Moderne, in: Mörschel, Tobias (Hg.): Papsttum und Politik. Eine Institution zwischen geistlicher Gewalt und politischer Macht, Freiburg, Basel, Wien 2007, S. 35-58, hier S. 42 f.

Nicht korrekte, plagiierende Paraphrase:

Birgit Emich hat gezeigt, dass es nützlich ist, auf der Suche nach den tieferen Wurzeln für die Ablehnung der Revolution und des nachrevolutionären Staates durch das Papsttum mit dem Sturz der Monarchie einen weiteren Punkt aus der langen Liste päpstlicher Klagen in den Blick zu nehmen. Es ist zum einen nicht verwunderlich, dass die Päpste diesen Vorgang verurteilten, da in Rom die Monarchie von alters her als die beste Regierungsform galt. Der entscheidende Faktor lag jedoch darin, dass das Papsttum selbst eine Monarchie darstellte, und zwar in zweifacher Hinsicht: Sowohl die Verfassung der Weltkirche als auch die politische Struktur des Kirchenstaates war auf eine Spitze – das Papsttum – ausgerichtet. Damit verstehen wir nun, dass beide Seelen in der Brust des Papstes eine Rolle spielten, dass er die Interessen von zwei Grössen zu wahren hatte: Er war das spirituelle Oberhaupt der Weltkirche und Herrscher des politischen Kirchenstaates zugleich.¹

¹ Emich, Birgit: Papsttum und Staatsgewalt. Roms langer Weg in die Moderne, in: Mörschel, Tobias (Hg.): Papsttum und Politik. Eine Institution zwischen geistlicher Gewalt und politischer Macht, Freiburg, Basel, Wien 2007, S. 35-58, hier S. 42 f.

Unter einem Plagiat versteht man die widerrechtliche Aneignung der Autorschaft durch integrale oder teilweise wörtliche Wiedergabe oder Paraphrase eines von anderen stammenden Textes oder Gedankens ohne Angabe des zugrunde liegenden Originals. Dies betrifft sämtliche Textarten und Quellen, selbstverständlich auch das Internet. Plagiate können schwerwiegende Folgen haben. Sie werden vermieden, indem beim Schreiben von Texten fortlaufend die Herkunft der verwendeten Gedanken und Textpassagen vermerkt wird. Beim Erstellen von Exzerpten muss zwischen eigenen Überlegungen und übernommenem Material klar unterschieden werden. 

Philosophisch-Historische Fakultät der Universität Basel: Regeln zur Sicherung wissenschaftlicher Redlichkeit