Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, auf der Grundlage von Werbeanzeigen in frühneuzeitlichen Periodika wissens- und buchgeschichtliche Fragen mit digitalen Methoden zu beantworten. Während frühe Formen von Buchanzeigen im 16. und 17. Jahrhundert in der holländischen und englischen Forschung auf Interesse gestossen sind, steht eine grundlegende Analyse für den deutschsprachigen Raum aus. Gerade für das 18. Jahrhundert ist dies angesichts eines deutlichen Anstiegs in der Buchproduktion, der Entstehung einer deutschen Wissenschaftssprache und einer breiten Lesekultur lohnenswert: Der neu aufkommende breite literarische Markt führte zu Veränderungen im Schreiben, im Lesen und in der Nachfrage gedruckter Bücher. Die Buchanzeige bzw. Buchwerbung im Allgemeinen ist also eine vielfältige Quelle u. a. für die Buchhandels- und Wissensgeschichte, auch im internationalen Vergleich.
Für das Projekt wird das Basler ›Avis-Blatt‹, wöchentlich erschienen zwischen 1729 und 1844, untersucht. Durch die Aufbereitung des Materials im SNF-Projekt ›Printed Markets‹ ist es möglich, spezifische Subsets der dort enthaltenen Kleinanzeigen zu erstellen. Dadurch kann auf den Buchmarkt des 18. Jahrhunderts fokussiert werden, um unter anderem das Verhältnis zwischen privaten und professionellen Anbieter:innen und Käufer:innen, programmatische Interessen, Werbe- und Verkaufsstrategien und Lesepräferenzen zu analysieren. Verschiedene Aspekte des Handels, der Lagerung und des Tauschs von Büchern sollen im städtischen Raum sicht- und nachvollziehbar gemacht und in einen grösseren kulturellen und sozialen Kontext engeordnet werden.
Das Subset der Bücheranzeigen wird in mehreren Schritten modifziert bzw. angereichert. So werden Anzeigen, die mehrere Bücher beinhalten, in Einzeltitel aufgesplittet und, wo vorhanden, mit dem angegebenen Preis verbunden. Ein Abgleich mit der bestehenden Datenbank ›Verzeichnis deutscher Drucke des 18. Jahrhunderts‹ ermöglicht es darüber hinaus, die Einzeltitel mit dazugehörigen Metadaten anzureichern und so vergleichende Aussagen zu den in Basel angebotenen, gesuchten und ggf. unterrepräsentierten Titeln bzw. Gattungen/Themen und Autor:innen zu machen. So kann ein Handel mit Wissen beleuchtet werden, der nicht in einer Momentaufnahme besteht, sondern auf Dynamiken hinweist, die Präferenzen jenseits gelehrter Höhenkammliteratur und retrospektiv angelegter Kanons aufzeigen und ein neues Licht auf die Republic of Letters und die Wanderung gelehrten Wissens werfen.