Russlands Aufbruch in die Moderne. Technische Innovation und die Neuordnung sozialer Räume im 19. Jahrhundert

In diesem Forschungsprojekt wird am Beispiel des Russländischen Reiches untersucht, welche Hoffnungen imperiale Eliten im 19. Jahrhundert in moderne Technik und Infrastruktur setzten und wie der Bau und die Nutzung von Eisenbahn, elektrischer Telegrafie und Fotografie sozialräumliche Ordnungs- und Wahrnehmungsmuster im Zarenreich nachhaltig veränderten.

Aus der infrastrukturellen und medialen Erschließung von geographischen Räumen folgten nicht zwangsläufig Prozesse gesellschaftlicher Integration. Daher soll auch danach gefragt werden, inwiefern moderne Infrastruktur und Technik gesellschaftliche Prozesse förderten, die langfristig zu einer Desintegration und Destabilisierung  gesellschaftlicher und politischer Strukturen im russländischen Vielvölkerreich führten.

Die Fotografie schien neue Möglichkeiten zu eröffnen, sich im imperialen Zentrum ein "authentisches" Bild von der geografischen und kulturellen Vielfalt des Reiches zu machen. In welchem Masse sich diese auf technische Innovationen gerichteten Hoffnungen auch erfüllten, ist jedoch eine weitgehend offene Frage.

Das Forschungsprojekt versteht sich als Beitrag zur historischen Imperienforschung, die seit den frühen 1990er Jahren die Agenda auch der Osteuropäischen Geschichte maßgeblich bestimmt. Während sich die vergleichende Imperiengeschichte in den vergangenen Jahren intensiv mit Fragen des Zusammenlebens unterschiedlicher ethnischer und religiöser Gruppen und mit entsprechenden Herrschaftspraktiken in Vielvölkerreichen auseinandergesetzt hat, steht hier das Problem "Herrschaft und Raum", d.h. die Frage der Machtausübung über bzw. die Wahrnehmung von geografisch weitläufigen Territorien im Mittelpunkt.

 

Das Poster zum Projekt "Russlands Aufbruch in die Moderne" finden Sie hier.