Über das Projekt

Das Projekt analysiert die formellen und informellen Strukturierungen des Faktormarkts Boden als Voraussetzung seiner Funktionsweise und überwindet dichotomische Deutungsmuster (Stadt vs. Land, Grundbesitz vs. Markt, Kirche vs. Stadt). Es gliedert sich in drei Teilprojekte (TP) zum städtischen Zins- und Rentenmarkt, zur Semantik des Immobilienmarktes und zur klösterlichen Bewirtschaftung des städtischen Bodens. Für alle TP gilt die Ausgangsthese, dass die sozio-kulturelle Strukturierung des städtischen Raums und seiner Akteure das Wirtschaften mit dem städtischen Grund und Boden determinieren und erst so als «historische Form» eines städtischen Liegenschaftsmarktes konstituieren. Dieser Zugang schafft einen gemeinsamen Deutungsrahmen für die drei Teilprojekte, lässt sich aber zugleich gut an die unterschiedlichen Fragestellungen anpassen.

Das Projekt, das Geschichtswissenschaft und Digital Humanities eng miteinander verzahnt, erfordert einen Dialog über die Grenzen der Disziplinen und Wissenschaftskulturen hinaus. Zugleich trägt es in präzise umrissenen Einzelprojekten zu einem besseren Verständnis vormoderner Ökonomien bei und begreift diese jenseits neoklassischen Theoriebildung (homo oeconomicus) in der Analyse von Praktiken, Diskursen und Akteuren in ihren historisch spezifischen Rationalitäten. Damit führt es eine Neuausrichtung wirtschaftshistorischer Forschung fort, die Anregungen aus der Kulturgeschichte viel zu verdanken hat, und entwickelt sie zugleich mit dem Einsatz digitaler, KI-basierter Erschliessungs- und Auswertungsverfahren innovativ weiter.

Vorgehen

Neben dieser gemeinsamen konzeptionellen Ausrichtung für die Einzelprojekte bildet das Historische Grundbuch der Stadt Basel (HGB) die gemeinsame Basis, auf der das Vorhaben gründet. Mit digitalen Technologien, KI-basierte Methoden sowie computergestützte Verfahren erschliesst das Projekt die im versammelten, aus den Archivbeständen des 13. bis 18. Jahrhunderts gewonnenen Informationen zum städtischen Raum und nutzt sie zur kollaborativen Forschung. Dabei gestattet die Transformation von Quellen zu Daten Analysemöglichkeiten, die bisher nicht möglich waren. Mit der KI-basierten Aufbereitung des HGB in digitaler Form entsteht eine quellenbasierte Zeit-Raum-Matrix, die für die hier skizzierten Forschungsfragen ebenso genutzt werden kann, wie für künftige Forschung. Die nachhaltige Nutzung dieser Daten wird durch eine versionierende Dokumentation sowie durch die Sicherung beim DaSCH sichergestellt.