Heinrich Bulinger
Matthew Parker

1548 verfasst der Schweizer Reformator Heinrich Bullinger eine Schrift über den 'Christlich Eestand' indem er unter anderem auf mittelalterliche Theologie referiert. Gleichzeitig verwendet in England Matthew Parker, Erzbischof von Canterbury, frühmittelalterliche theologische Schriften um zu beweisen, dass die Doktrin der Anglikanischen Kirche mit derjenigen des frühmittelalterlichen Englands übereinstimmt.

1748 verfasst Ulrich Grupen, ein Jurist aus Hannover, die Schrift De Uxore Theotisca. Die dem König von England und Kurfürst von Hannover Georg II. gewidmete Publikationenthält unter anderem eine Abhandlung über die Heirat der englischen Prinzessin Mathilde mit dem Herzog von Sachsen, Heinrich dem Löwen.

Ein Jahrhundert später greifen sowohl in England wie auch in den deutschen Gebieten Männer wie Paul Hinschius, Erich Somm oder Emil Friedberg auf mittelalterlicher Ehediskurse zurück, um über zeitgenössische Diskussionen wie zum Beispiel die Einführung einer preussischen Zivilhochzeit zu diskutieren.

Und auch heute zeugen neuste Publikationen davon, dass die 'Ehe im Mittelalter' ein Thema ist, mit dem zeitgenössische Fragen neu gestellt werden können.

 

Trotz wiederholter Diskussion über Sinn und Form der Ehe ist diese Form der formellen Verbindung zweier Personen noch immer eine kulturelle Konstante in unseren Breitengraden. Während die noch immer präsente Idee der Kernfamilie vielleicht eher dem Einfluss des Biedermeier oder der Viktorianischen Ära geschuldet ist, ist das Ideal der monogamen Ehe und der unlöslichen Ehebande eines, das seit dem Mittelalter die westliche Kultur geprägt hat. Diese mittelalterliche Ehe, die oft als Ursprung unseres Eheverständnissen gesehen wird, ist ein historisches Phänomen, das in den vergangenen Jahrhunderten oft thematisiert worden ist. Immer wieder sind die mittelalterliche Theorie und Praxis der Ehe in einem Kontext aktueller zeitgenössicher Interessen und Sorgen besprochen und analysiert worden. 

Dieses Projekt betrachtet die mittelalterliche Ehe als historiographisches Konzept im europäischen Nachmittelalter und legt den Fokus dabei auf Diskurse aus dem englischsprachigen und deutschsprachigen Raum.