Wie sprachen die Bauern Arnulf und Odo über ihren Grafen? Oder Eleonore von Aquitanien mit ihren Töchtern? Was haben diakritische Zeichen mit kulturellem Partikularismus zu tun? Und warum ist das Singen über Liebe ein funktionales Aequivalent politischer Beratung? Um solche und andere Fragen drehen sich unsere Forschungen über mittelalterliches Sprachdenken und Sprachhandeln. Ein zentrales Problem ist die Frage nach der Vokalität politischen Sprachhandelns und ihrem Verhältnis zur geschriebenen Sprache – hier schliessen wir an das Forschungsprojekt «Politische Sprache im Mittelalter. Semantische Zugänge» (Frankfurt/M.) an, mit dem einige von uns verbunden sind. Semantiken des Sozialen interessieren uns aber in unterschiedlicher Weise, zum Beispiel im Zusammenhang mit hochmittelalterlicher Elitenpolygynie oder der Redekunst der Trobadors.

Dies verfolgen wir in Forschungszusammenhängen wie dem ERC-Projekt «Signs and States» und dem dänisch-britischen Exzellenzzentrum Centre for Medieval Literature (Odense/York). Aus den Projekten heraus gestalten wir die Lehre, vor allem die seit 2014 laufende Reihe «Sprachwelten des Mittelalters», in deren Rahmen es mitunter auch ‹vokal› wird, etwa beim Auftritt des Troubadours Art Ensemble 2017 oder in einem Lehrprojekt mit der Schola Cantorum Basiliensis 2019.

Neuerscheinung: Jan Rüdiger: Orchards of Power. The Importance of Words Well Spoken in Twelfth-Century Occitania, in: Interfaces 6 (2019), 65-85 [PDF}.