Präsentation 'Das mittelalterliche Livland', Riga 10.1.2010

Präsentation der Neuerscheinung 'Das mittelalterliche Livland und sein historisches Erbe' in der Nationalbibliothek Lettlands, Riga

Doing Memory (2024)

Geschichte geht uns an, weil wir in der Gegenwart leben – und viele Gegenwarten haben sich schon mit Geschichte beschäftigt, sie «gebraucht». Geschichtsforschung kommt also nie ohne Gegenwartsbezüge aus; in manchen Fällen ist Geschichtsgebrauch selber der Untersuchungsgegenstand. Die Mittelalterbilder und die Mittelalterrezeption vergangener Jahrhunderte sind bei uns auch Teil der Mittelalterforschung.

Seit längerem ist die Frage nach regionalen Geschichtskulturen ein Interessenschwerpunkt von Jan Rüdiger. 2010/11 leitete er das vom deutschen Forschungsministerium geförderte Netzwerk «History and Memory - the Regional Dimension» - MEMOREG [PDF dt./engl.], das eine Tagung am Institut für Grenzregionenforschung der Süddänischen Universität Sonderburg veranstaltete, und wirkte am Panel «Welche Regionalgeschichte in Zeiten der Globalisierung?» (3. Schweizer Geschichtstage Freiburg 2013) mit. Er publiziert zu den Geschichtskulturen Schleswig-Holsteins und des Ostseeraums; aktuell geht es um Bild und Erinnerung von Graf Gerhard III. von Holstein (de grote Geerd/Den kullede Greve) in Mittelalter und Moderne. Der von G.Strenga und C.Heß herausgegebene Band Doing Memory: Medieval Saints and Heroes and their Afterlives in the Baltic Sea Region (19th–20th centuries) ist 2024 im open access bei De Gruyter erschienen.

Sein Beitrag über «Livland und die Welt im 21. Jahrhundert» an der Rigaer Tagung zum 100jährigen Bestehen der Republik Lettland ist auf Lettisch und nun auch auf Englisch publiziert worden: A.Levāns/I.Misāns/G.Strenga (Hg.): Das mittelalterliche Livland und sein historisches Erbe / Medieval Livonia and its Historical Legacy.

Livia Cárdenas (jetzt TU Berlin) beschäftigte sich bis 2019 bei uns mit der Erfindung eines «helvetischen Mittelalters» in den ästhetischen Kulturen um 1820.

Maria Tranter untersucht bei all ihren Forschungsprojekten immer auch die historiographische Bearbeitung des jeweiligen Themas; so behandelt ihre Dissertation zu einem grossen Teil die historiographische Rezeption spätmittelalterlicher Ketzerbilder, und ihr derzeitiges Projekt erforscht nicht nur die zeitgenössischen Ehe- und Beziehungsdiskurse des englischen Mittelalters, sondern auch deren Rezeption in der Historiographie seit dem 16. Jahrhundert. Daneben interessiert sie sich auch für die Mittelalterrezeption des Basler Germanisten Wilhelm Wackernagel und dessen Beiträge zur Basler Mediävistik im 19. Jahrhundert.