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"Vergleich in der historischen Forschung - Herausforderungen und Probleme"
5. Studientag Europa transepochal am 4. März 2019
Wer Äpfel mit Birnen vergleicht, wird gern gescholten. Auch die, die alles mit allem vergleicht. Wer aber nichts mit nichts vergleichen mag, tut auch nicht recht: Was wäre eine Wissenschaft, die nur Unvergleichliches kennt?
Spätestens seit in den 1970er Jahren sozialwissenschaftliche Ansätze in die Geschichtsschreibung eingingen, gehört der Vergleich zum methodologischen Werkzeugkasten des Fachs. Im Kontext der Entwicklung theoretischer Konzepte - wie namentlich dem der „Modernisierung“ - hat sich der Länder- oder Regionenvergleich etabliert, den anthropologisch gestimmte Gemüter auf den auch Zeiträume überspannenden Kulturvergleich erweitert haben. Je mehr allerdings Modelle und Typen aus der Mode gekommen sind, desto mehr sind auch solche Vergleiche in den Hintergrund getreten. Längst werden Länder, Imperien oder Regionen auf andere Weise zueinander in ein Verhältnis gesetzt, indem nämlich nach Verflechtung und Interaktion statt nach Ähnlichkeit und Unähnlichkeit gefragt wird. Damit ist auch der historische Vergleich über Zeiträume hinweg in den Hintergrund getreten.
Diese Konstellation interessiert uns: Was ist aus dem Vergleich geworden? Wie verhält sich der Vergleich zu Fragen der Verflechtung? Und wie steht es um Vergleiche von Epochen oder Zeiträumen? Was taugen die Vergleiche der Gegenwart mit der Vergangenheit, von denen es zurzeit im politischen und feuilletonistischen Diskurs wimmelt? Lassen sich Dinge aus verschiedenen Zeiträumen miteinander vergleichen? Und wie geht das eigentlich: Vergleichen? Wie wissen wir, was mit was verglichen werden kann? Wo beginnt diese Operation und wo führt sie hin? Was kann sie und was verkennt sie? Oder auch: Wie wissen wir, was die Äpfel und die Birnen sind, die wir nicht miteinander vergleichen dürfen?
Organisation:
Prof. Dr. Caroline Arni
Prof. Dr. Claudia Opitz