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Moritz Feichtinger mit einer SNF-Ambizione Förderung in Basel
Der Post-Doc Forschende ergänzt ab Februar das Team der Neueren/Neuesten Geschichte.
Im Rahmen der SNF-„Ambizione“ Förderung ist Moritz Feichtinger seit Februar an der Professur Neuere Allgemeine Geschichte angegliedert. Wir gratulieren ihm herzlich zu diesem Stipendium!
Moritz Feichtinger beschäftigt sich in seinem Post-Doc Projekt "Computing the Social. Psychographics and Social Physics in the Digital Age" mit dem Erkenntnispotential von Rekonstruktion und Emulation historischer Daten-Verarbeitungs-Systeme. Das Projekt zielt erstens darauf ab, ein historisches System wieder zu beleben und für eine kritische Befragung zugänglich zu machen. Zweitens analysiert das Projekt einen historischen Versuch, mithilfe von Computern soziale Dynamiken zu modellieren und zu beeinflussen. Drittens entwickelt das Projekt neue methodische Zugangsweisen zu Datenbanksystemen und originär digitalen Dateien als Quellen der Geschichtswissenschaft sowie Standards zu ihrer archivalischen Bewahrung.
Von 1967 bis 1973 betrieb die US Armee in Südvietnam ein Datenbanksystem, um die Dynamik des Guerillakrieges besser zu verstehen und ihre Aufstandsbekämpfung zu optimieren. Im US-Nationalarchiv sind diese Datensätze noch in ihrer damaligen Formatierung erhalten. Das Forschungsprojekt rekonstruiert aus diesen Quellen die Funktionsweise des Systems, analysiert die Praktiken des Sammelns und Verarbeitens der Daten und ihre Bedeutung in der militärisch-politischen Entscheidungsfindung.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird Wissen zunehmend in digitaler Form gesammelt und gespeichert. Die Geschichtsforschung muss Methoden entwickeln, um originär digitale Repräsentationen von Wissen und Kommunikation zu analysieren. Das Projekt trägt dazu bei, indem es ein frühes Datenbanksystem und digitale Dateien in obsoleter Formatierung untersucht und kritische Zugänge zu ihrer Analyse erprobt.
Moritz Feichtinger hat Geschichte und Philosophie an der Technischen Universität Berlin studiert. 2016 hat er sein Dissertationsprojekt zum Thema "'Villagization': A People's History of Strategic Resettlement and Violent Transformation: Kenya and Algeria, 1952-1962" am Lehrstuhl für Zeitgeschichte in globaler Perspektive (Prof. Dr. Christian Gerlach), Historisches Institut der Universität Bern abgeschlossen.
Seither war er unter anderem als Koordinator des Digital History Lab (Zürich), als Advanced PostDoc am Lehrstuhl für Zeitgeschichte in globaler Perspektive (Bern) und als Premier Assistant für Computational Humanities an der Section des Sciences du Langage et de l'Information (Lausanne) tätig.
Dem Departement Geschichte ist er bereits als Lehrbeauftragter bekannt. Im HS 2021 leitete er ein Proseminar zum Thema "Regen, Flüsse, Seen, Meere: Wasser in der Geschichte Afrikas" und im HS 2019 ein Proseminar zum Thema: "Experiments in 'Third World'-Socialism and the discourse of 'underdevelopment'".
Wir wünschen ihm viel Erfolg für sein Projekt und eine gute Zeit in Basel!