Anaïs Elsa Rufer hat während ihres Bachelorstudiums im Herbstsemester 2022 ein Auslandsemester an der Boğaziçi Üniversitesi in Istanbul in der Türkei absolviert. Sie erzählt im Folgenden von ihren Erfahrungen, die sie dort gesammelt hat. 
 

Als ich mein Auslandsemester angetreten habe, dachte ich, ich gehe extra weit weg, um einen Ort zu sehen, der mir unbekannt ist und eine der grössten Städte Europas kennenzulernen. Ich hätte nie gedacht, dass ich so enge Beziehungen an diesen Ort knüpfen werde, wie ich das tat. Ih bin bereits fünf Mal in die Türkei zurückgekehrt und stehe mit mehreren Personen, die ich während dieses Auslandsemesters kennengelernt habe, in wöchentlichem und engem Kontakt. Istanbul ist zu meinem Sehnsuchtsort geworden - wenn ich an die Stadt und ihre Geschichten denke, zerreisst es mir das Herz, während es mir gleichzeitig aufgeht, so viele traurige Schicksale und doch sind die Leute voller Hoffnung und begegnen einem mit so viel Wärme.

Das Studium an der Boğaziçi Üniversitesi ist einiges klassischer aufgebaut als an der Universität Basel. Hauptfokus lag auf byzantischer und osmanischer Geschichte und den Studierenden wird stärker vorgegeben, was sie für Veranstaltungen besuchen müssen. Die Universität ist wohl die renommierteste Universität der Türkei, die Anforderungen an die Studierenden waren sehr hoch.  Der nicht eurozentristische Fokus des Geschichtsstudiums hat mich sehr bereichert und ich habe Spannendes im Unterricht gelernt.

Istanbul ist eine verrückte Stadt. Über 20 Millionen Menschen leben in ihr und jeder Tag bringt Überraschungen mit sich. Am besten hat mir mein morgendlicher Schulweg an die Uni gefallen, mit der Fähre über den Bosporus. Es war der Ort, an dem ich so richtig durchatmen konnte. Und natürlich: die Leute. Ich habe nicht nur viele neue Freund*innen in Istanbuls Queer-Clubs, in der Uni und der Tanzszene getroffen, sondern auch neue Erasmus-Freund*innen gemacht, die in ganz Europa verstreut leben.

Das Fach Geschichte lebt von den Geschichten, die es zu erzählen hat. Als forschende Personen bringen wir immer eigene Fragen an die Geschichte. Dabei hilft es meiner Meinung nach, so viele verschiedene Perspektiven wie möglich einzunehmen und von einem möglichst breiten Umfeld Wissen heranzutragen. Ein Auslandsemester eignet sich besonders gut, um mehr über ein Land und seine Strukturen zu erfahren, sein Wissen zu erweitern, seine Neugierde zu vergrössern und sich an einen Ort zu binden. Der Rahmen einer Universität kann dabei besonders hilfreich sein, mehr zu lernen und spannende Leute kennenzulernen.

Versuchs mal! Geh und schau, wie es ist. Nachhause kommen kannst Du immer.