
la plus bele de la cort
Eine Geschichte des laienaristokratischen Schönheitsdiskurses im Empire Plantagenêt, 1150-1200
Dass neben bedeutenden klerikalen Gelehrten auch Dichter des höfischen Kontextes den hochmittelalterlichen Schönheitsdiskurs prägten, ist aus kulturgeschichtlicher Sicht bedeutsam, bis anhin jedoch aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive kaum systematisch untersucht worden.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Dissertationsprojekts eine Geschichte des laienaristokratischen Schönheitsdiskurses im Zeitraum von ca. 1150 bis 1200 zu rekonstruieren. Aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive fragt das Projekt danach, welche Funktionen und Gebrauchsweisen von Schönheit im Rahmen höfischer Interaktion, Selbstrepräsentation, Legitimation und Herrschaftspraxis sichtbar gemacht werden können. Es wird also von einem laienaristokratischen Schönheitsdiskurs ausgegangen, der zeitgleich und neben einem primär theologisch-philosophischen Schönheitsdiskurs bestanden hat, wobei eine gegenseitige Beeinflussung nicht negiert, sondern vorausgesetzt wird. Zur Analyse dient ein methodischer Zugriff, der Ansätze der Literaturwissenschaften und historischen Semantik kombiniert. Im Zentrum steht dabei insbesondere eine onomasiologische Untersuchung des spezifischen Schönheitsvokabulars, worauf eine historische Kontextualisierung der verschiedenen Gebrauchsfelder von Schönheit im laienaristokratischen Kontext aufgebaut werden soll. Dies geschieht auf Basis eines breit angelegten Quellenkorpus, bestehend aus unterschiedlichen Gattungen höfischer Überlieferung, unter anderem höfischen Romanen, Lais, aber auch Chroniken und Hagiographien.
Die regionale und zeitliche Eingrenzung konzentriert sich auf die Herrschaft der Anjou-Plantagenêts, die nicht nur die Geschicke Westeuropas rund ein halbes Jahrhundert prägten, sondern auch durch eine rapide ansteigende literarische Produktion sowie die ansteigende und sich verfestigende Bedeutung der courtoisie und chevalerie gekennzeichnet werden kann.
Die Verbindung von historisch fundierter Quellenarbeit und literaturwissenschaftlichen und onomasiologischen Methoden erlaubt es, Schönheitszuschreibungen nicht nur als vorbestimmte Ideale, sondern als soziales Strategiemittel innerhalb eines laikal-elitären Handlungszusammenhangs zu rekonstruieren und in den Gesamtzusammenhang der courtoisie zu setzen. Es ist also letztlich das Ziel, aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive aufzuzeigen, dass Schönheit als zentrale soziale Strategie der laikalen Elite in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts diskursiv fassbar wird, was eine neue Perspektive auf einen Diskursraum, aber auch einen zentralen und faszinierenden Zeitschabschnitt der europäischen Mittelaltergeschichte ermöglicht.