
Hanna Wüste
The Violence of Decay. The (after-)life of maritime fauna collected in the 19th century South Pacific
Die deutsche Version finden Sie weiter unten.
The Violence of Decay. The (after-)life of maritime fauna collected in the 19th century South Pacific
This dissertation project focusses on fish and mollusks from the Southwest Pacific that were located, captured and killed in the 19th century to be sent to museums in Europe during a time of intensive colonial extraction and accumulation. As part of the SNF-Project Killing to Keep, this studyconsiders the maritime animals that can be found in European collections today not only as natural history objects, but also as actors within colonial trade and scientific networks. Their particularly mobile behavior, their impermanence once they deceased and the threat of the Climate Crisis today make these animals elusive actors. How did decay influence the practices of killing and preserving maritime animals and how does it affect practices today?
Everyday practices of collecting and preserving maritime fauna in the 19th century involved multiple perspectives and knowledges. Collecting wet specimens took place in the geographically wide historical context that included indigenous strategic use of wayfinding competences and other nature knowledges in their encounter with imperial intruders. European trading firms, that specialized in natural history collecting usually combined with the hunt for ethnographica, were motivated by economic and scientific interest to accumulate specimens of species that were yet to be described by Western science. The boundaries between their different trading goods that ranged from consumer goods and ethnographic objects to dead animals and human remains cannot be clearly drawn. This insight poses a challenge and an even greater opportunity for an interdisciplinary approach to writing a history of colonial science and violence.
The historical and contemporary practices surrounding the contact between humans and marine animals can reveal overlooked connections and entanglements between scientific disciplines, natural history collections, and contemporary environmental challenges. Overall, this project will highlight the obligations that arise from being part of a world interconnected in the past and the present, creating a dialogue between collections, practices, archival sources and contemporary perspectives.
Die Gewalt des Zerfalls. Das (Nach-)Leben der im 19. Jahrhundert im Südpazifik gesammelten maritimen Fauna
Dieses Dissertationsprojekt konzentriert sich auf Fische und Mollusken aus dem Südwestpazifik, die im 19. Jahrhundert in einer Zeit intensiver kolonialer Extraktion und Akkumulation lokalisiert, gefangen und getötet wurden, um sie an Museen in Europa zu schicken. Als Teil des SNF-Projekts Killing to Keep, betrachtet diese Studie die Meerestiere, die heute in europäischen Sammlungen zu finden sind, nicht nur als naturhistorische Objekte, sondern auch als Akteure innerhalb kolonialer Handels- und Wissenschaftsnetzwerke. Ihr besonders mobiles Verhalten, ihre Unbeständigkeit nach dem Tod und die Bedrohung durch die Klimakrise machen diese Tiere heute zu schwer erfassbaren Akteuren. Wie hat der Zerfall die Praktiken des Tötens und Konservierens von Meerestieren beeinflusst und wie wirkt er sich auf die heutigen Praktiken aus?
Die alltäglichen Praktiken des Sammelns und Konservierens der maritimen Fauna im 19. Jahrhundert umfassten zahlreiche Perspektiven und Expertisen. Das Sammeln von Nasspräparaten fand in einem geografisch breit gefächerten historischen Kontext statt, in dem die Indigenen in der Begegnung mit den imperialen Eindringlingen ihre Fähigkeiten zur Orientierung und anderes Naturwissenstrategisch einsetzten. Europäische Handelshäuser, die sich auf naturkundliches Sammeln spezialisiert hatten, meist verbunden mit der Jagd nach Ethnographica, waren durch wirtschaftliches und wissenschaftliches Interesse motiviert, Exemplare von Arten zu sammeln, die von der westlichen Wissenschaft noch nicht beschrieben worden waren. Die Grenzen zwischen ihren verschiedenen Handelsgütern, die von Konsumgütern und ethnografischen Objekten bis hin zu toten Tieren und menschlichen Überresten reichten, lassen sich nicht eindeutig ziehen. Diese Erkenntnis stellt eine Herausforderung und eine noch größere Chance für einen interdisziplinären Ansatz dar, um eine Geschichte der kolonialen Wissenschaft und Gewalt zu schreiben.
Die historischen und zeitgenössischen Praktiken rund um den Kontakt zwischen Menschen und Meerestieren können übersehene Verbindungen und Verstrickungen zwischen wissenschaftlichen Disziplinen, naturhistorischen Sammlungen und zeitgenössischen Herausforderungen für die Umwelt aufzeigen. Insgesamt wird dieses Projekt die Verpflichtungen beleuchten, die sich daraus ergeben, Teil einer Welt zu sein, die in der Vergangenheit und in der Gegenwart miteinander verbunden ist, und einen Dialog zwischen Sammlungen, Praktiken, archivarischen Quellen und zeitgenössischen Perspektiven schaffen.