Aktuelle Forschungsprojekte

Printed Markets. Information, Data and News in the Basel «Avis-Blatt», 1729-1845

Das Projekt «Printed Markets», Leitung Prof. Dr. Susanna Burghartz, untersucht am Beispiel von Basel eine neue Marktform, die seit dem 17. Jahrhundert in Metropolen wie Paris und London entstand und sich in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts mit wachsendem Erfolg in ganz Europa etablierte: der gedruckte Anzeigenmarkt der Avis- und Intelligenzblätter. «Printed Markets» erschliesst in systematischer Weise eine serielle Quelle, die bislang für die Konsumgeschichte noch wenig genutzt worden ist und liefert damit Langzeit-Datenreihen, die in Forschungsprojekten zu so unterschiedlichen Bereichen wie Warenmärkten, Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt, Transport- und Reisewesen, Lotterien als Finanzierungsinstrumenten oder Geburts-, Heirats- und Todesanzeigen als vitalstatistischen Daten bearbeitet werden sollen.

Transformationen des Frühkapitalismus. Das globale Handels- und Finanznetzwerk des Unternehmers Marcus Weiss

Das Projekt untersucht das globale Finanz- und Handelsnetzwerk des Unternehmers Marcus (oder Marx) Weiss, einem der grössten Basler Textilunternehmer und -produzenten in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Als Prototyp eines sogenannten "marchant-fabricant-banquiers" eignet sich Marcus Weiss besonders gut, die frühkapitalistischen Transformationsprozesse in Europa, den europäischen Konsum von globalen Gütern sowie die materielle Kultur eines Basler Unternehmers zu beleuchten. Das Projekt verbindet damit die Forschungsfelder der Global- und Wirtschaftsgeschichte mit der materiellen Kulturgeschichte und fragt nach der globalen Vernetzung europäischer Textilboomregionen sowie deren Integration in koloniale Ökonomien. 

Johann Heinrich Sulger - ein Basler Kolonialsöldner in Südostasien (1679-1686)

Der Basler Johann Heinrich Sulger (1646-1699) stand sieben Jahre lang als Söldneroffizier in Südostasien im Dienst der niederländischen Vereinigten Ostindischen Compagnie (VOC), bevor er 1686 in seine Heimatstadt zurückkehrte und einen rund 500-seitigen Reisebericht über seine Erlebnisse verfasste. Diese Neuwe Oost Indianische Reiß Beschreibung ist das bisher einzige bekannte Selbstzeugnis eines Baslers, der im 17. Jahrhundert in Südostasien arbeitete. Johann Heinrich Sulger nahm an verschiedenen Eroberungsfeldzügen in den Molukken teil, diente als Leibgardist des Gouverneurs auf der Insel Ambon und führte diplomatische Missionen durch. Der Reisebericht eröffnet reichhaltige Einblicke in die Geschichte migratorischer, militärischer und ökonomischer Verflechtungen zwischen Basel, der Vereinigten Niederlande und den mit europäischen Kolonialbestrebungen konfrontierten Gesellschaften im heutigen Indonesien. Er zeigt die Kontakt- und Konfliktzone Südostasien als kulturellen Zwischenraum, in dem Gewalt, Kommunikation und Austausch eine gleichermassen wichtige Rolle spielten. Der Reisebericht ist insofern das Ergebnis einer kulturellen Produktion, die der Repräsentation von Macht dient und Herrschaftsverhältnisse sowohl stabilisiert wie auch textlich inszeniert.

Die umfangreiche Handschrift wird in einem kollaborativen Unterfangen von Studierenden des Departements Geschichte der Universität Basel und des Historischen Seminars der Universität Zürich transkribiert. Unser Projekt hat zum Ziel, diese bemerkenswerte Quelle durch eine wissenschaftlich annotierte Edition erstmals zugänglich zu machen, und leistet dadurch einen Beitrag zur kolonialen Verflechtungsgeschichte der Alten Eidgenossenschaft.

HerausgeberInnen:

Susanna Burghartz  (Universität Basel), Myriam Schmidt  (Basel/Zürich), Roberto Zaugg(Universität Zürich)

Teaser Ambon, Sulger

Editionsprojekt von Susanna Burghartz, Roberto Zaugg (UZH), Myriam Schmidt

Der Reisebericht des Baslers Johann Heinrich Sulger im Dienst der VOC

Eine Zeitung voll von Dingen. Warenwelten im Basler Avisblatt, 1729-1844

Das Dissertationsprojekt untersucht die Wöchentlichen Nachrichten aus dem Bericht-Hauss zu Basel (kurz Avisblatt) - eine zwischen 1729 und 1844 erschienene Intelligenzzeitung - als Plattform für das (Ver-)Kaufen, (Ver-)Mieten und Tauschen von Konsumgütern. Als spezifische Art von Marktinformationen verweisen die im dort geschalteten Anzeigen auf (potentielle) ökonomische Transaktionen. Das Projekt untersucht die so angebotenen und gesuchten Konsumgüter, ihre Verteilung und Gewichtung über den Untersuchungszeitraum hinweg sowie die in den Anzeigen beschriebenen Materialien, Qualitäten und Preise. Quantitative Analysen langfristiger Konjunkturen werden dabei durch thematisch-qualitative Tiefenborhungen ergänzt, um ein vielschichtiges Bild des Angebotes an und der Zirkulation von lokalen, überregionalen und globalen Konsumgütern in Basel zu erhalten.

Book Markets

This project examines the book advertisements in the Basel Avisblatt. An analysis of these advertisements can take up research already carried out for early modern English, French or Dutch newspapers, leading to an international comparison. Furthermore, a long-term subset of ads concerned with print can also broaden the perspective of and dig deeper into details of trading, producing and consuming books. The project wants to evaluate the structure of the local book market – the ratio of private and professional sellers and buyers, local and foreign printers, the role of book lotteries, the success or failure of calls for subscriptions – as well as changes and consistencies of the culture of reading. The advertised genres and the targeted readers – scholars, women, pious people, locals or foreigners – and the actuality of the offered and seeked books can be used as indicators for developments in this field.


Abgeschlossene Forschungsprojekte

Building Paradise. A Basel Manor House and its Residents in a Global Perspective

In diesem Buchprojekt (Publikation: Juni 2021) untersuchen Prof. Susanna Burghartz und Prof. Madeleine Herren die vielfältigen globalen und lokalen Bezüge und Verflechtungen, die seit dem 18. Jahrhundert von einem Basler Barockpalais ausgingen. Im Zentrum der Untersuchung steht die "Sandgrube", ein vom Seidenbandfabrikant Achilles Leissler (1723–1785) in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbautes Sommerhaus. Am Beispiel der Sandgrube untersuchen die Autorinnen die Wechselwirkungen zwischen lokaler Repräsentation des Globalen und globalen Einflüssen auf das lokale Selbstverständnis der Stadt. Die Publikation greift damit den Ansatz der "Mikroglobalgeschichte" auf und integriert die Sandgrube in eine transepochale Geschichte der Basler Partizipation am globalen Markt und fragt nach den Auswirkungen von Handel und der Produktion globaler Güter auf das städtische Gemeinweisen.

Materialized Identities. Objects, Affects and Effects in Early Modern Culture 1450–1750

The Project engages with the agentive qualities of matter. It will show how affective dimensions in history connect with material history. And it will explore the religious and cultural identities dimensions of the use of objects and materials. ​It is embedded in a fresh perspective onto the material culture of the early modern period which has produced a distinguished historiography in recent years. We argue that it is important to address the vibrancy of matter itself, that is to say the ability of things to exceed their status as mute objects through their material properties.

Covered Women? Veiling in Early Modern Europe

The meanings of early modern veiling in western European societies have been manifold, contradictory and changing over time. This article analyses the recodification of the covering of women from the Reformation to the Enlightenment, discussing and juxtaposing rich visual material, normative regulations and court cases. It thereby demonstrates how concealing and uncovering has been deeply entangled in the history of the West. Early modern costume books demonstrate the potential of the veil to map locally specific cultural differences manifested in dress. 

Constructing Family: The Falkner-Genealogies

This project is concerned with four genealogical books belonging to the Falkner family, a well-connected part of the elite in the city of Basel during the early modern period up until the late 19th century. It is part of the master thesis of Anna Reimann under the supervision of Prof. Dr. Susanna Burghartz. The thesis is mainly concerned with questions of family identity, family memory, family representation and conception, but, due to the special qualities of the sources, is also interested in materiality and fashion.

Jahrrechnungen der Stadt Basel 1360–1610

Basel verfügt über eine ausgezeichnete Überlieferung von Quellen zum städtischen Haushalt. Über mehrere Jahrhunderte sind fast vollständige Serien der Jahrrechnungen, Fronfastenrechnungen, Kerbbüchlein und Wochenein- und Ausgabebücher erhalten. Die Jahrrechnungen der Stadt sind hierbei in einer beinahe ununterbrochenen Serie ab dem Jahrgang 1360/61 bis zum Jahr 1610/11 überliefert. Das von Prof. Dr Susanna Burghartz geleitete Editionsprojekt zu den Basler Jahrrechnungen des 16. Jahrhunderts fasste die Einnahmen und Ausgaben der Hauptkasse der Stadt Basel anhand der Jahrrechnungsbücher zusammen. Seit 2015 ist die Edition vollständig digital zugänglich.

Uni-Geschichte online – seit 1460 unterwegs

Zum Universitätsjubiläum im Jahr 2010 hat das Departement Geschichte im Auftrag des Rektorats unter Leitung von Prof. Dr. Susanna Burghartz und Prof. em. Dr. Georg Kreis eine Webseite zur Geschichte der Universität erarbeitet. Die Webseite wurde im Rahmen des 550-jährigen Jubiläums der Universität im Jahr 2010 veröffentlicht und wird seither laufend aktualisiert. Sie erlaubt das Surfen durch die gesamte Universitätsgeschichte: Von der Gründung zur Autonomie, von dort zur Geschichte des Frauenstudiums bis hin zu den Portraits bisheriger Jubiläumsfeiern.

 

Urfedebücher der Stadt Basel

Die digitale Edition des Basler Urfehdebuchs umfasst Urfehdeeinträge der Stadt Basel aus den Jahren 1563 bis 1569. Sie entstand unter der Leitung von Prof. Dr. Susanna Burghartz im Rahmen einer Transkriptionsübung im Frühjahrssemester 2012 und einer gemeinsam mit Sonia Calvi durchgeführten TEI-Kodierungsübung im Frühjahrsemester 2016 am Departement Geschichte der Universität Basel. Seit 2017 ist die digitale Edition der Urfehdebücher vollständig digital zugänglich.