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Rückblick - Working Lunch: «Commodities, Slavery & the New History of Capitalism»

Working Lunch

Bild: Slaves cutting sugarcane on the Caribbean island of Antigua, aquatint from Ten Views of the Island of Antigua by William Clark, 1832 (Public Domain | The British Library)

Eine Kooperation zwischen dem Europainstitut der Universität Basel und dem Departement Geschichte der Universität Basel ermöglichte den ersten Working Lunch in Zeiten des Social Distancings.

Unter dem Titel «Commodities, Slavery & the New History of Capitalism» konnten Prof. Giorgio Riello und Prof. Trevor Burnard zu dieser virtuellen Veranstaltung eingeladen werden. Der Anlass am 8. April 2020 stiess auf reges Interesse und verzeichnete knapp 60 Teilnehmende.

Im Zentrum des Working Lunches stand das von Giorgio Riello (European University Institute, Florenz) und Trevor Burnard (University of Hull) verfasste Paper «Slavery and the New History of Capitalism», welches in einer kommenden Ausgabe des Journal of Global History erscheinen wird. Der in Zusammenarbeit der beiden Professoren entstandene Artikel beinhaltet eine Kritik an der New History of Capitalism (NHC), einer vor allem in Nordamerika verbreiteten Bewegung von Historikern. Die Autoren führen drei Kritikpunkte gegen die NHC und deren Thematisierung der Sklaverei in Bezug zur historischen Entwicklung des Kapitalismus auf. Zuerst werde von der NHC die Rolle des Elements des Zwanges für die ökonomische Entwicklung überbewerten. Dabei wird argumentiert, dass eine Analyse der politischen Ökonomie von Europa als Schlüsselfaktor in der globalen Entwicklung des Kapitalismus zielführender wäre. Zweitens stelle die von der NHC dargestellte Verbindung von Sklaverei und Industrialisierung einen Anachronismus dar. Die Massenproduktion von Baumwolle in den USA sei zu spät erfolgt, um eine entscheidende Rolle bei der Industriellen Revolution zu spielen. Laut Burnard und Riello sei diese bereits etabliert gewesen, als Baumwolle aus Südamerika in den 1790er Jahren aus dem amerikanischen Süden exportiert wurde. Schliesslich sei der Fokus der NHC zu stark auf das Angebot gelegt. Um die Rolle der Sklaverei als Voraussetzung für die Industrialisierung und die Great Divergence zu verstehen, müsse parallel dazu auch deren Einfluss auf die Expansion des Konsums betrachtet werden.

Nach der Vorstellung des Papers erfolgte ein reger Austausch zwischen den Autoren des Artikels und den rund 60 Teilnehmenden der Veranstaltung. Der Anlass verdeutlichte damit einmal mehr, dass der wissenschaftliche Austausch und Diskurs auch ohne physischen Kontakt prosperieren kann.

Autor: Pascal Stocker, Hilfsassistent am Europainstitut