/ News

Das Departement Geschichte gratuliert Dr. Fabian Baumann sehr herzlich zur Zusprache eines SNSF Starting Grant!

Bild Baumann

Der Schweizerische Nationalfonds hat Fabian Baumann für sein Projekt „The Threatened Republic: Treason, Disloyalty, and the Defense of Democracy in Interwar Czechoslovakia” einen SNSF Starting Grant zugesprochen. Der SNSF Starting Grant ist die höchste Stude der Karriereförderung beim Nationalfonds. Im Rahmen der Ausschreibung 2025 wurden 41 von 425 eingereichten Projekten bewilligt (Förderquote 9.6%, in den Geisteswissenschaften 11.9%). Fabian Baumann wird das Projekt ab dem Herbstsemester 2025 mit seinem Team (ein Postdoc, zwei Doktorierende, eine studentische Hilfskraft) am Departement Geschichte durchführen.

Das Projekt befasst sich mit der Ersten Tschechoslowakischen Republik, dem wohl demokratischsten, aber auch prekärsten der neuen Nationalstaaten, die nach dem Ersten Weltkrieg in Europa entstanden. Die Tschechoslowakei war eine parlamentarische Republik mit relativ liberalen Gesetzen, die durch verfeindete Nachbarstaaten, aber auch verschiedene autoritär ausgerichtete Gruppen im Innern bedroht wurde: Von sudetendeutschen Nationalist:innen über ungarische Irredentist:innen, slowakische Autonomist:innen und tschechische Faschist:innen bis hin zu einer starken Kommunistischen Partei. Beim Versuch, die demokratisch-republikanische Staatsordnung zu beschützen, griffen die Justizbehörden teils auf sehr repressive Gesetze zurück und setzten sich ihrerseits dem Vorwurf aus, die Demokratie zu untergraben. Die Erste Tschechoslowakische Republik ist somit ein wichtiger Testfall für bedeutende Fragen der politischen Geschichte Europas: Wie benennt eine Gesellschaft vermeintliche Staatsfeinde und wen schliesst sie aus der imaginierten nationalen Gemeinschaft aus? Wie können autoritäre Kräfte rechtsstaatliche Institutionen zum eigenen Vorteil nutzen? Und lässt sich eine Demokratie überhaupt mit demokratischen Mitteln verteidigen? Die einzelnen Teilprojekte des Forschungsvorhabens werden sich diesen Fragen anhand verschiedener Fallbeispiele und staatlicher Institutionen widmen.

Fabian Baumann wurde 2020 am Departement Geschichte der Universität Basel mit einer Arbeit über die Kyjiwer Familie Šul'gin/Šul'hyn promoviert, die sich zwischen den 1870er-Jahren und dem Ersten Weltkrieg in russische und ukrainische Nationalist:innen aufspaltete. Von 2021 bis 2023 forschte er als SNF-Postdoc.Mobility-Stipendiat an der University of Chicago und der Universität Wien; seit 2023 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Centre for Transcultural Studies der Universität Heidelberg. Seine auf der Dissertation beruhende Monographie Dynasty Divided: A Family History of Russian and Ukrainian Nationalism wurde mit dem W. Bruce Lincoln Prize der Association for Slavic, East European and Eurasian Studies und mit dem Alexander Nove Prize der British Association for Slavonic and East European Studies ausgezeichnet. Gemeinsam mit Olena Palko und Börries Kuzmany ist er Mitherausgeber des Oxford Handbook of Ukrainian History, das 2028 erscheinen soll.

Weitere Informationen zum Schweizerischen Nationalfonds und den SNSF Starting Grants finden sie hier.

Nach oben