Eine Geschichte des Heilmittelhandels in der Schweiz: AkteurInnen, Stoffe und Körperkulturen (18.-21. Jahrhundert)

David Herrliberger: Basslerische Ausruff-Bilder (1749)

Schreibtafeln und «Schwyzerthee», verkauft von einem Glarner Händler in Basel. Als gesund galt etwa der Lindenblütentee. Quelle: David Herrliberger: Basslerische Ausruff-Bilder (1749), UB Basel/e-rara.

Die einzige Darstellung der Geschichte des Heilmittelhandels in der modernen Schweiz stammt aus dem Jahr 1946: Josef Anton Häfligers Geschichte der ersten 100 Jahre des Schweizerischen Apotheker-Vereins. Die Mehrzahl der seither vorgelegten Studien folgt dem von Häfliger eingeschlagenen Pfad und interessiert sich vor allem für die Professionalisierung der Apothekerschaft. Vor diesem Hintergrund verfolgt das vierjährige Forschungs- und Vermittlungsprojekt am Departement Geschichte der Universität Basel das Ziel, die Geschichte des Heilmittelhandels in der Schweiz im Sinne einer umfassenden Geschichte der Gesundheitsproduktversorgung darzustellen: Es fragt, was zu unterschiedlichen Zeiten und Orten als heilendes oder gesundheitsförderndes Mittel galt und wer damit auf welche Weise Handel trieb. Unter Berücksichtigung aktueller Forschungsdebatten und auf Basis eines breiten, bisher kaum bearbeiteten Quellenkorpus werden dabei fünf miteinander verbundene Perspektiven verfolgt: die transepochale und die transregionale bzw. transnationale Dimension, die Akteursvielfalt innerhalb und jenseits der Apotheken, die Materialität der Stoffe, Technologien und (Logistik-) Infrastrukturen sowie die sich wandelnden Körperkulturen. Neben wissenschaftlichen Zeitschriftenartikeln sollen eine auf ein breiteres Publikum ausgerichtete Monografie sowie eine Ausstellung und Website in Kooperation mit dem Pharmaziemuseum der Universität Basel entstehen. Damit schlägt das Projekt auch eine Brücke zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften und dem Basler Forschungs- und Industrieschwerpunkt Life Sciences, während es zugleich Kontextwissen für eine fundierte gesellschaftliche Diskussion über diesen Themenbereich generiert und präsentiert.