Das Dissertationsprojekt Spilled Words. Talk and Its Limits in Early Modern Switzerland untersucht politischen und konfessionellen Alltagsstreit in der frühmodernen Schweizerischen Eidgenossenschaft zwischen 1580 und 1720. Die Periode zwischen 1580 und 1720 war in der Eidgenossenschaft von tiefen Spannungen geprägt. Die konfessionelle Spaltung drohte stets, den eidgenössischen Bund in den gewaltsamen Bruch zu stürzen, während innerhalb der Orte soziale Gräben zwischen Eliten und Untertanen zunehmend wuchsen. Ein Blick auf das Feld der Alltagskommunikation, so die These dieser Arbeit, ermöglicht diese verschiedenen Konfliktstränge zu bündeln, und ein nuanciertes Bild der Auswirkungen konfessionell-politischer Makrokonflikte auf lokale Erfahrungswelten zu zeichnen. Auf Grundlage von Gerichtsakten aus Zürich und Luzern spürt dieses Dissertationsprojekt konfessionellem und politischem Streit in eidgenössischen Tavernen und Gasthäusern, Badehäusern und Läden, sowie an Marktplätzen, Strassenecken und anderen Räumen alltäglicher Soziabilität nach. Streit über konfessionelle Glaubenssätze und politische Ordnungsvorstellungen, so ein Argument dieser Arbeit, war ein elementarer Teil sozialer Interaktion zwischen Freunden, Nachbarn, und Fremden, und entfaltete durch die Verflechtung kollektiver Antagonismen mit individuellen Beschwerden und Interessen enorme soziale Sprengkraft. Am Feld des Alltagsstreits lässt sich so die tiefgreifende Präsenz makropolitischer Zerwürfnisse in alltäglichen Erfahrungsräumen nachvollziehen, während zugleich die Wirksamkeit nachbarschaftlich-gemeindlicher wie auch rechtlicher Konfliktlösungsstrategien in der Einhegung solcher Konflikte deutlich wird. Die Erforschung politischen und konfessionellen Alltagsstreits ermöglicht so, die Forschungsfelder des konfessionellen Konflikts und der frühmodernen politischen Öffentlichkeit in einer auf lokale Vergemeinschaftungs- und Abgrenzungsprozesse fokussierten Perspektive zusammenzuführen.