/ Forschung, People

ORD-Preis für Yvonne Fuchs und Dominic Weber

ORD Preis

Wir gratulieren herzlich! Die beiden wurden für ihr Projekt "transcriptiones" mit Bronze ausgezeichnet.

Wir freuen uns sehr, dass Yvonne Fuchs und Dominic Weber als Bronze-Gewinner des Nationalen ORD-Preises 2023 der Akademien der Wissenschaften Schweiz ausgewählt wurden! Ihr Engagement und ihre harte Arbeit sind ein echtes Beispiel für Exzellenz, ihr herausragender Beitrag zur Geschichtswissenschaft hat die Jury beeindruckt. Es sind 36 Bewerbungen eingegangen und 7 davon wurden auf die Shortlist gesetzt (4 Honoured Projects plus Gold, Silber und Bronze).

transcriptiones stach durch das aussergewöhnliche Potenzial für die historische Forschung hervor.

Über transcriptiones

Wer die Vergangenheit untersucht, begegnet oftmals handschriftlichen Quellen. Notwendigerweise sind Transkriptionen anzufertigen, die unerlässliche Forschungsrohdaten darstellen. Ob es sich um mittelalterliche Urkunden oder einen Briefwechsel aus jüngerer Zeit handelt, das Erstellen von Transkriptionen ist äusserst zeitaufwendig. Nichtsdestotrotz wurden Transkriptionen selten publiziert und blieben daher der Öffentlichkeit vorenthalten. Kurz gesagt, die Situation entsprach mehrheitlich nicht den FAIR-Data-Prinzipien. Dies führte zwangsläufig dazu, dass dieselben handschriftlichen Quellen mit hohem Aufwand wiederholt transkribiert wurden – Arbeitszeit, die an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden könnte.

Mit transcriptiones wurde eine Crowdsourcing-Plattform geschaffen, auf der Transkriptionen von Forschenden, Studierenden und Citizen Scientists online gesammelt und der Öffentlichkeit niederschwellig zur Verfügung gestellt werden. Im Stil von Wikipedia nutzt transcriptiones das kollaborative Wissen Vieler («crowd knowledge») und stärkt die Vernetzung der Community jenseits institutioneller Schranken. Die User*innen teilen ihre aufwändig erstellten Transkriptionen mit anderen Interessierten und finden im Gegenzug für ihre Vorhaben relevante transkribierte Bestände. Die Transkriptionen sind dabei nicht an vorgegebene Digitalisate gebunden, sondern Produkte des individuellen historischen Erkenntnisinteresses.

Mehr zu transcriptiones

Die Projektidee entstand 2019, als Yvonne Fuchs und Dominic Weber – damals Masterstudierende an der Universität Basel – während Recherchen für eine Seminararbeit im Fachbereich Geschichte feststellen mussten, dass die untersuchten Quellen wohl bereits transkribiert wurden, jedoch der Zugriff auf die Transkriptionen nicht möglich war. Eine Plattform für den Austausch von Transkriptionen zu schaffen, schien überfällig. 2020 konnten sie während eines halbjährigen Innovator Fellowships am ETH Library Lab einen Prototyp von transcriptiones erstellen. Die ursprünglichen Umsetzungspläne wurden währenddessen mehrfach revidiert, angepasst und geschärft. Eine “Via Regia” zur Realisierung des Projekts gab es nicht. Es galt etliche konzeptionelle, rechtliche und technische Faktoren zu bedenken und uns zahlreiche neue Fähigkeiten – insbesondere Programmierkenntnisse – anzueignen. Im Anschluss an die Prototypenphase wurde das Projekt am Lehrstuhl von Prof. Dr. Lucas Burkart angesiedelt. Dank der grosszügigen Unterstützung des Fonds zur Förderung von Lehre und Forschung der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft Basel (FAG), der Max-Geldner-Stiftung sowie der Dr. H. A. Vögelin-Bienz-Stiftung konnte transcriptiones ausgebaut und im Jahr 2022 schliesslich gelauncht werden.