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Neues Forschungsprojekt: “Genealogical Diagramms in an Urban Society”

Tree of Life

Bild: L'Arbre Botanique d'Augustin Augier (1801), Wikimedia Commons

Von Prof. Dr. Caroline Arni geleitetes Teilprojekt des Sinergia-Projektes “In the Shadow of the Tree. Diagrammatics of Relatedness»

 

Das von Caroline Arni geleitete Teilprojekt befasst sich mit genealogisch-diagrammatischen Praktiken in der Stadt Basel des 19. und 20. Jahrhunderts. Untersucht werden die Stammbaumpraxis im städtischen Bürgertum sowie die Erfassung und Produktion von Verwandtschaftswissen in der psychiatrischen Klinik.

Das Projekt ist Bestandteil des Sinergia-Projekts «In the Shadow of the Tree. Diagrammatics of Relatedness as Scientific, Scholarly, and Popular Practice» (Prof. M. Sommer, Luzern, Leading house; Prof. C. Arni, Basel; Prof. S. Müller-Wille, Exeter/Lübeck; Prof. S. Teuscher, Zürich).

Die Analyse von Genomen hat in den letzten drei Jahrzehnten eine schnelle und umfassende Bestimmung der Abstammung und der Verwandtschaft zwischen Organismen, einschliesslich des Menschen, ermöglicht. Solche "Verwandtschaften" werden gerne in der Form von Baumdiagrammen wiedergegeben. Diese heute geläufige Darstellung hat eine lange kultur- und wissenschaftsgeschichtliche Tradition. Sie war aber bei weitem nie der einzige Versuch, Verwandtschaftsbeziehungen zu visualisieren. Vielmehr wurde vom Mittelalter bis in die Gegenwart in Bereichen von Recht, Religion, Genealogie, Naturgeschichte, Biologie, Anthropologie, Psychiatrie bis Genetik und Eugenik mit linearen Anordnungen, Kreisen, Kegeln, Karten oder Netzwerken experimentiert.

Die Forschungsgruppe untersucht vergleichend Verwandtschaftsdiagramme aus verschiedenen Zeiträumen und Kontexten. Im Zentrum stehen Fragen nach der Herstellung, der Konzeption und dem Gebrauch von Diagrammen: Wie werden Daten gesammelt, vermessen, verrechnet, angeordnet? Welche Hypothesen, Theorien und Technologien liegen einem Diagramm zugrunde? Und wie werden Diagramme genutzt - in der Wissensproduktion, aber auch im Sozialen, in Kultur und Politik?

Verwandtschaftsdiagramme wurden - und werden - in äusserst verschiedenartigen Bereichen entwickelt und eingesetzt. Um diese Vielfalt erfassen zu können, entwickeln die Forscher eine interdisziplinäre Diagrammatik. Dazu werden Diagramme als hybride Gebilde aus Denken und Handeln, aus Bild und Schrift aufgefasst.

Das Teilprojekt wird 2 Doktorierende beschäftigen und 4 Jahre laufen.