In der Sowjetunion wurden alle Produktionsanlagen verstaatlicht und die Entwicklung und Verbreitung von technischen Geräten zentral geplant. Obwohl die Entwicklung von Technologien für den Alltag der Menschen in der Sowjetunion globale technologische Trends widerspiegelte, entwickelten die Sowjetbürger:innen spezifische Formen der Nutzung, Modifikation und Reparatur dieser technischen Geräte.
Das Projekt untersucht Technik-Erfahrungen ukrainischer Nutzer:innen in verschiedenen Bereichen von den 1920er bis zu den 1980er Jahren: Amateurfotografie und Heimlabore, Tonbandgeräte und Musikanlagen für den Heimgebrauch, Fahrräder, Motorräder, Autos, Eisenbahnen und biomedizinische Technologien im Gesundheitswesen. Halboffizielle Praktiken der Technologienutzung halfen Bürger:innen, Lücken in der Versorgung mit staatlich produzierten Gütern zu schließen und riefen manchmal Unzufriedenheit und Widerstand hervor. In Teilprojekten wird untersucht, wie unterschiedliche Technologien das soziale und kulturelle Leben in der sowjetischen Ukraine beeinflusst haben, wobei lokale, transnationale und globale Kontexte berücksichtigt werden. Die Metapher des "Testens" im Projekttitel zielt zum einen auf das Experimentieren der sowjetischen Regierung mit technologischen Systemen ab, und zum anderen auf die Rolle der Bürger:innen bei der Anpassung und Reparatur staatlich produzierter technischer Geräte.
Das Projekt eröffnet neue Perspektiven auf die sozialen und kulturellen Auswirkungen der Verbreitung und Nutzung moderner Technologien im Alltag der Menschen in der Sowjetunion, ein Gebiet, das in der Wissenschafts- und Technologieforschung noch wenig erforscht ist. Durch die Untersuchung der Schnittstelle zwischen staatlicher Politik, Alltagsleben und technologischen Systemen trägt das Projekt zu einem besseren Verständnis bei, wie moderne Technologien soziale Strukturen, Identitäten und Widerstand formen.
Projektleitung:
Prof. Dr. F. Benjamin Schenk (Universität Basel),
Prof. Dr. Gennadii Kazakevych (Taras Shevchenko University Kyiv)
Projektlaufzeit: 1.12.2024 – 30.11.2027 (36 Monate)
Projektmitarbeiter:innen:
Dr. Olha Martynyuk (Universität Basel)
Dr. Iryna Adamska (Taras Shevchenko University Kyiv)
Dr. Ilia Levchenko (Taras Shevchenko University Kyiv)
Rostyslav Konta (Taras Shevchenko University Kyiv)