Forschungsprojekt von Nadine Freiermuth Samardzic unter der Leitung von Frithjof Benjamin Schenk
Finanziert durch die Swiss National Science Foundation (SNSF)
Beginn: 01. Feb 2015 - Abschluss 31. Jan 2018
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website des FNS.
Der Kieg im zerfallenden Jugoslawien, der 1992 auch Bosnien-Hercegovina erfasste und mit der knapp vierjährigen Belagerung Sarajevos die Welt in seinen Bann zog, wurde insbesondere über fotografische Bilder in die Welt getragen. Die Kriegberichterstattung liess die internationale Öffentlichkeit quasi in Echtzeit an den Geschehnissen teilhaben. Mit ihrem emotionalisierenden Potenzial rüttelten insbesondere die Fotografien auf, sie schockierten, kommentierten, illustrierten und klagten an. Dabei folgten sie klassischen Mustern der Kriegsberichterstattung und orientierten sich an tradierten Bildgestaltungen und Motiven. Gleichzeitig entwarfen sie aber auch eine spezifische visuelle Kennung des Konflikts.
Das Forschungsprojekt untersucht die visuelle Repräsentation des Bosnienkriegs anhand der deutschen, österreichischen und schweizerischen Berichterstattung in den Jahren 1992-1995. Auf der Basis einer vergleichenden Analyse von Pressefotografien wird nach der visuellen Signatur dieses "Krieges vor der eigenen Haustüre", nach Traditionen westlicher Balkanbilder und nach Spezifika der medialen Vermittlung des Konflikts gefragt. Kriegsfotografie wird dabei als Bestandteil gesellschaftlicher Diskurse über den Krieg begriffen: Sie ist von Vorstellungen geprägt und wirkt selber auf solche zurück. Was wann zeigbar war, welche Themen wann dominierten, wie sie die mediale Oberfläche gestalteten und zu welchen ikonographischen Schwerpunkten sie sich zusammenfassen lassen, wird mithilfe einer historischen und ikonologischen Analyse der publizierten Fotografien erforscht. Dabei wird auch versucht, Entstehungs- und Verbreitungsprozesse einzelner Fotografien zu rekonstruieren.
Ziel des Projekts ist es, die Bilderwelt des Bosnienkriegs so zu ordnen und zu beschreiben, dass eine fundierte Aussage darüber möglich wird, wie sich der Blick auf diesen Krieg am Ende des 20. Jahrhunderts ausnahm und wie er westliche Sehgewohnheiten prägte.