Prof. Dr. Susanna Burghartz

Susanna Burghartz war bis Juli 2023 ordentliche Professorin für Geschichte der Renaissance und der Frühen Neuzeit am Departement Geschichte der Universität Basel und am Europainstitut der Universität Basel.

In ihrem aktuellen SNF-Projekt"Märkte auf Papier" untersucht sie gemeinsam mit ihrem Team eine neue Marktform, die im 17. und vor allem im 18. Jahrhundert in ganz Europa entstand: der gedruckte Anzeigenmarkt der sogenannten "Intelligenzblätter".

Am Beispiel des Basler Avisblatts (erschienen 1729-1844/45) erschliesst "Märkte auf Papier" mit den Methoden der digitalen Geschichte und der Data Science systematisch eine umfangreiche, vollständig überlieferte, serielle Quelle, um die sozioökonomischen Transformationen der Sattelzeit zu beleuchten: Das Avisblatt spiegelt eine Vielzahl von Möglichkeiten wider, wirtschaftlichen Austausch zu organisieren, Personen mit komplementären Interessen zu vernetzen und das sozioökonomische Netz einer Stadt im Wandel von der Frühen Neuzeit zum Industriezeitalter zu spinnen.

Parallel arbeitet Susanna Burghartz an einem grösseren Projekt zur "Globalgeschichte vor Ort". In diesem Zusammenhang hat sie 2023 den Aufsatz "Localizing Globality in Early Capitalist Basel"  im Journal of Early Modern History 27 (2023), 83–107 veröffentlicht.

Gemeinsam mit Madeleine Herren hat sie 2021 ein Buch zum Chinazimmer in der "Sandgrube", dem Sommerpalais eines Basler Seidenbandfabrikanten veröffentlicht: "Seide, Sand, Papier. Ein Basler Sommerpalais und seine globalen Bezüge."

Mitte des 18. Jahrhunderts liess der Basler Seidenbandfabrikant Achilles Leisler (1723 –1784) an der Riehenstrasse ein beeindruckendes Sommerhaus erbauen, das als «Sandgrube» bekannt wurde. Das Gebäude fügt sich in die beträchtliche Anzahl reich ausgestatteter Residenzen ein, welche die Strasse von Kleinbasel nach Riehen säumten. Mit ihren bemerkenswerten Gärten voller exotischer Pflanzen repräsentierten sie nicht nur die wirtschaftlichen Eliten einer reichen Stadt, sie befanden sich auch in direkter Nachbarschaft jener Produktionsstätten, die Baumwolle und Seide durch spezielle Färbe- und Druckverfahren veredelten und damit einen globalen Markt bedienten.
Die Publikation erkundet die denkmalgeschützte «Sandgrube» und ihre international agierenden Bewohner. Damit öffnet sich der Blick für die frühe Partizipation Basels in einem globalen Markt und für die Auswirkungen, die Produktion und Handel globaler Güter auf das Gemeinwesen der Stadt und deren Selbstverständnis hatten.
Das Buch ist auch auf Englisch unter dem Titel "Building Paradise. A Basel Manor House and its Residents in a Global Perspective" im Christoph Merian Verlag Basel erschienen;
open access zum download: "Building Paradise. A Basel Manor House and its Residents in a Global Perspective."

weitere Informationen zum Chinazimmer und zum Projekt finden Sie hier.

Zusammen mit Lucas Burkart (Basel), Christine Göttler (Bern) und Ulinka Rublack (Cambridge) hat Susanna Burghartz zu Fragen der materiellen Kultur in der Frühen Neuzeit geforscht.
Der Projektband ist 2021 bei AUP unter dem Titel "Materialized Identities. Objects, Affects, Effects in Early Modern Culture, 1450-1750"  erschienen.
This collection embraces the increasing interest in the material world of the Renaissance and the early modern period, which has both fascinated contemporaries and initiated in recent years a distinguished historiography. The scholarship within is distinctive for engaging with the agentive qualities of matter, showing how affective dimensions in history connect with material history, and exploring the religious and cultural identity dimensions of the use of materials and artefacts. It thus aims to refocus our understanding of the meaning of the material world in this period by centring on the vibrancy of matter itself.
To achieve this goal, the authors approach "the material" through four themes – glass, feathers, gold paints, and veils – in relation to specific individuals, material milieus, and interpretative communities. In examining these four types of materialities and object groups, which were attached to different sensory regimes and valorizations, this book charts how each underwent significant changes during this period.
In ihrem Beitrag "Moral Materials: Veiling in Early Modern Protestant Cities. The Cases of Basel and Zurich" hat sich Susanna Burghartz mit der Schleierpolitik in den protestantischen Städten Basel und Zürich im 17. und 18. Jahrhundert beschäftigt.

In ihrer Forschung und Lehre hat sich Susanna Burghartz mit der europäischen Expansions- und Verflechtungsgeschichte, der Globalgeschichte von 1500 bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts,  städtischen Gesellschaften in Renaissance und Früher Neuzeit, materieller Kultur, Wahrnehmung/Repräsentation/Medialität, Geschlechtergeschichte, Reformation und Konfessionalisierung, historischer Kriminalität und Schweizer Geschichte beschäftigt. Ein besonderer methodischer Schwerpunkt liegt auf den Möglichkeiten und Herausforderungen einer digitalen Geschichtswissenschaft.

Aktuell ist sie Mitherausgeberin der neuen Stadt.Geschichte.Basel und hat gemeinsam mit Marcus Sandl und Daniel Sidler den vierten Band zur Frühen Neuzeit verfasst.

2016 hat Susanna Burghartz gemeinsam mit Lucas Burkart und Christine Göttler den Sammelband Sites of Mediation. Connected Histories of Places, Processes, and Objects in Europe and Beyond, 1450-1650, Leiden 2016 als Abschlussband des gleichnamigen vom SNF geförderten gleichnamigen ProDoc veröffentlicht.

Aus einem Lehrprojekt mit Studierenden ist die digitale Edition der Basler Urfehdebücher, Buch X (1563-1569) entstanden.

Online ist ausserdem die digitale Edition der Basler Jahrrechnungsbücher 1535-1611 verfügbar.

Gemeinsam mit Prof. Georg Kreis hat Susanna Burghartz an dem Webprojekt www.unigeschichte.unibas.ch gearbeitet, das die 550-jährige Geschichte der Universität Basel online zugänglich macht. Aktuell wird die website zur Unigeschichte auf englisch übersetzt.

Susanna Burghartz hat Geschichte, Philosophie, Wirtschaftswissenschaften und Historische Hilfswissenschaften studiert. Von 2005 bis Juli 2023 war sie ordentliche Professorin am Departement Geschichte der Universität Basel und seit 2017 auch am Europainstitut der Universität Basel.

Sie war seit 2005 Organisatorin des "Basler Renaissance Kolloquium" gemeinsam mit Andreas Beyer, Achatz von Müller (bis 2013) und Lucas Burkart.

 

 

Aktuelles

Studium der Fächer Geschichte, Philosophie, Wirtschafts-
wissenschaften und Historische Hilfswissenschaften

seit 2005 ordentliche Professorin für Geschichte der Renaissance und der Frühen Neuzeit am Departement Geschichte der Universität Basel 

2000-2004 SNF-Förderprofessur

1997 Habilitation zum Thema: ”Zeiten der Reinheit  Orte der Unzucht. Ehe und Sexualität in Basel während der Frühen Neuzeit”

lehrte an den Universitäten Basel, Bern, Luzern und Bielefeld

Europäische Expansions- und Verflechtungsgeschichte

Städtische Gesellschaften in Renaissance und Früher Neuzeit

Materielle Kultur

Wahrnehmung / Repräsentation / Medialität

Geschlechtergeschichte

Reformation und Konfessionalisierung

Historische Kriminalität

Schweizergeschichte

Mitherausgeberin

seit 2010 im Beirat der Zeitschrift "Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit / Studies in Early Modern History, Culture and Science"

seit 2004 Mitherausgeberin der Zeitschrift "Historische Anthropologie"

seit 1995 Mitherausgeberin von "L'Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft"

seit 1994 im Beirat der Zeitschrift "traverse. Zeitschrift für Geschichte" 

Gremien der Universität Basel

Mitglied der IVIT

2009 - 2011 Institutsleitung Historisches Seminar

HS 2009 - FS 2012 Mitglied der Planungskommission der Universität Basel

2005-2009 Mitglied der Regenz

2007-2009 Departemensvorsteherin des Departements "Historische Wissenschaften"

Mitglied der Museumskommission des Historischen Museums

Mitglied der Museumskommission des Museum der Kulturen

Funktionen in wissenschaftlichen Assoziationen

seit 2012 Forschungsrätin des Schweizerischen Nationalfonds, Abt. IV und Fachausschuss Karrieren

2006 - 2010 fellow im Beirat des Zentrums zur Erforschung der Frühen Neuzeit (Renaissance Institut) der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt a.M.

2008-2010 Präsidentin der Kommission "infoclio.ch" der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW)

2001-2009 Gesellschaftsrätin der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte

Mitbegründerin des Internationalen "Arbeitskreis Frauen- und Geschlechtergeschichte der Frühen Neuzeit", Co-Leitung 1994-2002

Mitgliedschaften

Schweizerische Gesellschaft für Geschichte (SGG)

Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (SGWSG)

Schweizerische Gesellschaft für Frauen- und Geschlechterforschung/Gender Studies (SGFGF)

Historische und Antiquarische Gesellschaft zu Basel

Verein Basler Geschichte